1 – Zeichnen ist ein Verb. Man muss tatsächlich zeichnen um zu zeichnen.
2 – So oft es nur geht, betrachte die Zeichnungen von anderen Zeichnern, im Museum, in Büchern, im Internet….Dadurch wird viel gute Zeichen-Energie übertragen.
3 – Zeichne nicht, um jemandem eine Zeichnung zu schenken. Zeichne, um Dir selbst das Zeichnen und eine Zeichnung zu schenken. Erst dann kannst Du Dir überlegen, eine Zeichnung weiter zu verschenken. (Aber auf keinen Fall an Tante Annegret und schon gar nicht zu ihrem Neunzigsten. Die sagt dann, ach wie schön mein Kind, und genauso fühlst Du Dich dann: wie ein Kind.)
4 – Zeichne viel unterwegs. Das geht auch ohne Zeichenblock: auf einer Serviette, auf einem Kassenzettel, auf einer Eintrittskarte….Und es geht sogar ohne Stift: mit einem Stöckchen in den Kies, mit dem Finger auf dem Oberschenkel….Auch zuhause kann man ohne Stift und Papier zeichnen: in den Staub auf dem CD-Player, im Bad auf den angelaufenen Spiegel…..
5 – Wenn Du noch nicht so viele Zeichen-Erfahrungen gemacht hast, zeige Deine Zeichnungen nicht einfach so her, nur weil Dich jemand danach fragt. Und schon gar nicht nach der ersten Anfrage, und schon überhaupt nicht irgend jemandem, der Dir ungefragt über die Schulter schaut. („Zeig´mal, was machst´n da?“)
Wenn jemand Dich wiederholt darum bittet, so ungefähr tausend Mal, und dadurch ehrliches Interesse bekundet, kannst Du es in Erwägung ziehen, Deine Zeichnungen anschauen zu lassen.
6 – Zeichne mindestens 1 x am Tag für mindestens 30 Sekunden, aber je länger je lieber.
Wichtig ist, den Kontakt zum Zeichnen nicht abbrechen zu lassen. Wenn man etwas sehr mag, kümmert man sich darum, es nicht zu verlieren, oder?
7 – Freue Dich über jede einzelne Zeichnung, die Du gemacht hast.
8 – Beim Zeichnen ist alles erlaubt, u.a. wischen, kratzen, schmieren und alles, was Dir sonst noch so einfällt und was Du ausprobieren willst. „Das DARF man nicht“ gibt es nicht. Okay? Ist das jetzt wirklich verstanden? Es gibt keine Regeln oder Gesetze beim Zeichnen, deshalb kann man auch nicht gegen Gesetze verstoßen!!!!
9 – Zum Zeichnen braucht man keinen Radiergummi.
10 – Wenn Du 25 Zeichenlehrbücher im Regal stehen hast und bisher aus keinem etwas gelernt hast, bedeutet das nicht, dass Du nicht zeichnen kannst. (Es bedeutet, dass Du kein gutes Händchen beim Bücherkauf hast.)
11 – Vergleiche Deine Zeichnungen nicht mit den Zeichnungen anderer. Deine Zeichnungen sind einzigartig. Deine Zeichnungen sind unvergleichlich!!!
12 – Niemand kann Dir sagen, wie „man“ eine Rose zeichnet. Du musst selbst herausfinden, wie DU eine Rose zeichnest.
13 – Wenn Du einen Tisch gezeichnet hast, ist die Zeichnung von einem Tisch kein Tisch. Deshalb wundere Dich nicht, dass Deine Zeichnung nicht aussieht wie ein Tisch, sondern wie eine Zeichnung.
14 – Du wirst vielleicht enttäuscht werden, wenn Du schon vor dem Zeichnen glaubst wissen zu müssen, wie die Zeichnung auszusehen hat. Zeichnungen sehen immer anders aus, als man sie sich vorgestellt hat.
Zeichnungen sind unvorstellbar.
Lass Dich von Deinen Zeichnungen überraschen. Jede Zeichnung ist ein einzigartiges, nicht wiederholbares Werk.
15 – Wenn Du jemandem Deine Zeichnung zeigst, sage ihm nicht als erstes, was Dir selbst daran nicht gefällt oder was Du glaubst, anders hättest zeichnen sollen. Wer Deine Zeichnung anschauen will, der will das Gute daran sehen, deshalb verdirb ihm nicht die Freude.
16 – Sprich über Deine Zeichnungen nie abfällig, auch nicht im Stillen zu Dir selbst.
17 – Zeichnen können heißt nicht, zeichnen können wie jemand anderes (z.B. wie Leonardo). Zeichnen können heißt, einen Stift in der Hand zu halten und auf einem Stück Papier Linien zu ziehen.
18 – Du kannst das Zeichnen einer Zeichnung nicht auf Später verschieben. Wenn Du sie nicht jetzt zeichnest, wirst Du sie nie zeichnen. Die Zeichnung, die Du später zeichnest, wird eine völlig andere sein.
19 – Wem das Talent zum Zeichnen „fehlt“, wer es vermisst, weil er glaubt, dass er es nicht hat, der besitzt dieses Talent ganz gewiss. Wir vermissen stets nur dann etwas, wenn es zu uns gehört, sonst würden wir es ja nicht vermissen.
20 – Wirf niemals eine Zeichnung weg, gleich nachdem Du sie gezeichnet hast. Oft kann man so schnell gar nicht beurteilen, wie eine Zeichnung tatsächlich aussieht, weil man noch so viele (Vor-)Urteile im Kopf hat.
Wenn Du sie aus irgendeinem Grund nicht magst, lege sie unter den Schrank oder auf den Schrank, damit Du sie eine Weile nicht siehst und Abstand gewinnst zu Deinem gegenwärtigen Gefühl. Beim nächsten Umzug oder Frühjahrsputz kannst Du dann immer noch entscheiden, was Du damit machen willst: behalten oder tatsächlich wegwerfen.
21 – Warte nicht mit dem Zeichnen bis Du Lust hast zu zeichnen, Du könntest womöglich für immer warten. Oft ist es nur das „Gesetz der Trägheit“, das mit einem kleinen inneren Ruck überwunden werden muss, und schon ist man mittendrin im Zeichnen. Die Lust aufs Zeichnen steigt mit der Häufigkeit mit der gezeichnet wird.
22 – Es gibt jedoch Zeiten, da hat man tatsächlich einfach keine Lust zu zeichnen. Basta. Da geht gar nichts und das macht auch gar nichts, solange man darin keinen göttlichen Hinweis zu erkennen glaubt, fürs Zeichnen doch nicht geschaffen zu sein.
Zeichne morgen wieder. Das ist alles. Nur keine Aufregung.
23 – Schon mal so müde gewesen, dass Dir der Bleistift in der Hand zu schwer war und Dir sämtliche Zeichentipps und Tricks den Buckel runterrutschen konnten? Da habe ich was für Dich:
Zeichentipp Nr. 3486: einfach mal mit den Augen zeichnen. Dasitzen, den Baum anschauen, die Kaffeetasse oder den linken Fuß, und den Linien, die man mit einem Stift zeichnen würde, nur mit den Augen folgen.
Oder man beherzigt Zeichen-Tipp Nr. 5734: Schlafen gehen.
24 – Hast Du Dir während des Zeichnens schon mal selbst zugehört? Es ist gut möglich, dass Du ganz schön unfreundlich zu Dir bist. Hört sich das vielleicht so an: „Mann, das ist ja völlig falsch, das sieht ja bescheuert aus. Das wird doch nie was. Das kann man ja niemandem zeigen, blablabla.“?
Würdest Du so mit Deinem besten Freund sprechen? Selbstverständlich nicht. Also, achte darauf, was Du zu Dir selbst sagst. Worte können verletzen.
25 – Allein schon die Tatsache, dass Du es in Erwägung ziehst zu zeichnen, muss Dir als Motivation ausreichen, um tatsächlich damit anzufangen. Mehr als das wird es nie geben, keine Engelschöre, keine Cheerleader, nichts. Hintern hoch und los. Das geht allen so, auch denjenigen, die das schon Jahrzehnte machen. Jeden Tag!
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Vieles, was ich hier und auch schon in einem früheren Beitrag über das Üben gelesen habe, kann ich auf meine Beschäftigung mit Kalligrafie übertragen. Beide Beiträge sind gut und hilfreich.
DANKE, Ingrid!!!!
Hallo Martina 😃
Ich bin 12 Jahre alt und zeichne seit 3 Jahren Mangas.
Tja, bald fängt ein neues Jahr an, und das bedeutet, dass ich neuen Fortschritt antreten soll.
Ich habe mich heute mit Künstler von Deviantart, Pixiv etc… verglichen, und habe ein schwaches Gefühl bekommen, und meine Zeichnungen ziemlich kritisiert.
Dann habe ich im Internet nachgeguckt, wie man sich im Zeichnen verbessern könnte, und habe deinen Artikel mit ’25 Tipps, wie man richtig gut zeichnet‘ gefunden.
Ich habe ihn natürlich durchgelesen, und habe mich sofort fröhlicher und mit voller Kraft gefühlt. Was ich an diesem Artikel so toll finde, dass es mental so sehr aufbaut, dass man merkt, dass man sich verdammt verbessert hat und ziemlich stolz auf seine Zeichnungen sein kann 😁😆🎉
Danke für diesen wundervollen Artikel! 😆😍
LG Karina
Liebe Karina,
nachdem ich deine Nachricht gelesen habe, wurde mir klar, dass du ganz offensichtlich einen sehr großen Fortschritt im Zeichnen gemacht hast, nämlich diesen:
Du hast entdeckt und du hast es gespürt, was dich beim Zeichnen schwächt.
Es schwächt dich, wenn du dich mit anderen Zeichnern vergleichst. Seine eigenen Zeichnungen mit denen anderer Zeichnern zu vergleichen ist ungefähr so sinnlos wie seine eigene Stimme oder seine eigene Haarfarbe oder seine eigene Art zu laufen mit der Stimme, der Haarfarbe oder der Art zu laufen von anderen zu vergleichen. Jeder Mensch ist in jeder Hinsicht ein unverwechselbares und unvergleichliches Individuum. Das gilt auch für die jeweils ganz unvergleichliche Art zu zeichnen.
Und es schwächst dich, wenn du dich selbst kritisiert. Manche glauben, Selbstkritik muss sein, damit man nicht aufhört danach zu streben immer „besser“ zu werden. Es ist ein weit verbreiteter Glaube, dass Selbstkritik und Selbstzweifel notwendig sind, um sich weiter zu entwickeln. Ohne Selbstkritik hätte man ja, so dieser Glaube, keinen Grund weiterzumachen und immer mehr anzustreben.
Ja, man mag sich dann mehr anstrengen, aber man strengt sich an, nicht weil man das, was man tut liebt, sondern, weil man angefangen hat, damit zu kämpfen. Das was man ursprünglich geliebt hat, z.B. das Zeichnen, wird durch harsche Selbstkritik zu einem Gegner, dem man den Kampf angesagt hat. Man will einfach nur noch besser werden, um des besser werden wollens und das kostet Kraft und es wird anstrengend.
Wenn man jedoch jeden Moment mit dem, was man tut und mit den jeweiligen Ergebnissen zufrieden und einverstanden ist, macht man ganz selbstverständlich und locker weiter. So wird man ganz von selbst und völlig unangestrengt „besser“, denn dadurch macht man Erfahrungen und man verändert sich und somit auch seine Ergebnisse.
Hör nicht auf, stolz zu sein, auf dich und auf deine Zeichnungen. So kannst du sicher sein, beständig Fortschritte zu machen.
Herzliche Grüße,
Martina