Kunst zu machen ist lebenswichtig

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schale40Deine Kunst „zu machen“ gehört genauso zu dir, wie deine Arme und Beine, dein Herz, deine Stimme und einfach alles, was dich ausmacht. Von nichts aus dieser Aufzählung könntest du dich ohne verheerende Folgen trennen, und nicht nur du hättest unter diesen Folgen zu leiden, sondern alle Menschen, die dir wichtig sind, denn du könntest nicht mehr mit deiner ganzen Kraft, mit deiner ganzen Fülle, mit deinem ganzen Wesen, für sie da sein.
Wenn dir diese Aussage zu weit geht, solltest du vielleicht nicht weiterlesen, denn dieser Text handelt nicht von dir.
Kunst machen besteht nicht nur daraus die Kunst zu machen.
Man muss auch die Beziehung zu seiner Kunst und seine innere Einstellung dazu auf die Reihe kriegen.
Weil das aber die wenigsten tun, wundern sie sich, warum das Kunst machen ihnen so schwer fällt.
Wenn du Kunst machen willst, musst du aufhören, dich dafür zu schämen, wie du sie machst und DASS du sie machst.
Wenn dir das Wort schämen zu stark klingt, probiere es mit peinlich.
Peinlich kann einem in diesem Zusammenhang alles Mögliche sein:
dass man es nicht professionell genug macht, dass man es im falschen Raum macht, dass man es nicht oft genug macht, wie man den Stift hält oder weil man die eine Technik einer anderen vorzieht. Die Liste ist endlos.
Aber einfach aufhören, sich zu schämen, für was auch immer, geht nicht.
Zu sagen, hör einfach auf damit, ist so sinnlos wie einen Kranken aufzufordern, nicht mehr zu husten.
Im Prinzip geht es auch eher darum, das ’sich schämen‘ auszuhalten.
Wir müssen unser Leben und das, was wir tun, wichtig genug nehmen, um unsere Scham zu bemerken, sie anzuerkennen und damit umgehen zu wollen.
Wir lernen damit umzugehen, nicht indem wir anstreben, die Scham, das peinlich sein, für immer und ewig loszuwerden, sondern, wie es die Sozialforscherin Brené Brown ausdrückt „…,dass man sich damit abfinden muss, verletzlich zu sein.“ (Quelle: Die Welt, 3. 1. 2014)

Die Angst, das Wohlwollen und die Anerkennung der Gemeinschaft zu verlieren, ist dem Menschen angeboren.

Wir versuchen uns, verständlicherweise, unter allen Umständen davor zu bewahren. Wir gehen auf Nummer sicher, entweder indem wir einen Teil von uns verbergen und erst gar nicht in unsere Kunst einfließen lassen oder indem wir gar keine Kunst machen und uns selbst davon überzeugen, dass es Wichtigeres gibt.
Um seine Kunst wichtig zu nehmen, muss man wissen WARUM man sie macht.
WARUM willst du Kunst machen?
Die meisten von uns beschäftigen sich nur damit, warum sie ihre Kunst nicht machen können. Dafür finden sich immer schnell Gründe.
Man hat keine Zeit, keinen Platz, keine Fähigkeiten.
Gute Antworten, warum man Kunst macht, wären z.B. weil ich es will, weil es mir gut tut, weil ich meiner inneren Stimme folge.
Aber diese Antworten sind nicht wirklich stabil und wenn wir ehrlich sind, handelt es sich bei diesen Antworten meistens um Lippenbekenntnisse, die wir uns vorsagen, in der Hoffnung, es dann tatsächlich selbst glauben zu können.
Beim leisesten Gegenwind fallen diese Antworten um, denn dem Vergleich mit anderen Anforderungen unseres Lebens halten sie nicht stand.
Wir alle haben an irgendeinem Punkt unseres Lebens gelernt, stark zu sein – für andere.
Ohne mit der Wimper zu zucken, würden wir von der nächsten Klippe springen, wenn wir damit anderen helfen könnten. (von der Klippe springen kann bedeuten sein eigenes Leben verändern, beeinträchtigen, vernachlässigen)
Und wenn dich das Beispiel von der hohen Klippe nicht beeindruckt, dann gebe ich dir ein noch viel beängstigenderes: sich vor anderen lächerlich machen.
Ich wette, so mancher würde den Klippensprung einer Situation, in der man ausgelacht wird, vorziehen. Aber auch hier hängt es davon ab, wofür wir dieses Opfer bringen würden. Klar, es müsste schon mindestens dazu dienen, ein Leben zu retten – das eines anderen.
Mutig sein können ist für die wenigsten ein Problem. Nur die Anlässe für die sich das Mutig sein lohnt, die werden sehr genau unterschieden. Um ein solches Risiko einzugehen, das Risiko verletzt und verwundet zu werden, bedarf es schon sehr guter Gründe.
Also zusammengefasst: Man geht ohne zu zögern das Risiko ein, verletzt zu werden, wenn einem etwas sehr, sehr wichtig ist.
Traurigerweise ordnen die wenigsten von uns, die eigene Person und die eigene Arbeit in jene Kategorie ein, die mit dem Etikett „sehr, sehr wichtig“ beschriftet ist.
Dabei ist es das Wichtigste überhaupt, sich selbst am wichtigsten zu sein.
Und für dich speziell ist es wichtig, dein Kunst machen genauso wichtig zu nehmen, wie alles andere Wichtige auch!!!!
Im Flugzeug wird man vor dem Start ermahnt, im Notfall sich selbst zuerst die Sauerstoffmaske aufzusetzen, damit man überhaupt in der Lage ist, auch anderen zu helfen.
„Im Notfall“ also kennen wir die Prioritäten, aber ohne Not, also ohne Notwendigkeit, fällt vieles, was uns notwendig sein sollte, unbeachtet unter den Tisch.
Das Kunst machen, unsere Kunst zu machen, ist aber genau so eine Notwendigkeit. Wir wollen und können das nur nicht so einfach glauben.
Warum nicht?
Weil uns die Folgen, sie halbherzig oder sie gar nicht zu machen, uns nicht unmittelbar lebensgefährlich erscheinen.
Dabei bringen wir uns, ohne es zu merken, tatsächlich in Lebensgefahr und beeinträchtigen auch das Leben anderer.
Wenn wir unsere Kunst halbherzig machen, leben wir halbherzig.
Wenn wir halbherzig leben, freuen wir uns halbherzig, lachen wir halbherzig, erleben wir das Leben nur halbherzig.
Auf Dauer ist so ein halbherziges Leben schmerzhafter, als alle Verletzungen, die uns von anderen, für unsere Kunst und für unser Einstehen zu unserer, aus vollem Herzen entstandenen Kunst, zugefügt werden kann.
Du musst entscheiden, gehört meine Kunst zu machen zu meinem Leben oder nicht: Und da du das hier gerade liest, kennen wir beide die Antwort.
Nimm dich und alles, was zu dir gehört, endlich wichtig genug, um es in Kauf zu nehmen, verletzt zu werden und sei bereit, dich auslachen zu lassen.
Das soll nicht heißen, dass du dich völlig wehrlos fühlen sollst. Wenn du kannst, greifst du, wenn nötig, zur nächsten Sauerstoffmaske (das können Freunde sein, die dich tatsächlich unterstützen, Bücher oder eben die Arbeit selbst), aber lege deine innere Rüstung ab.
Diese Rüstung schützt dich nämlich nicht nur vor möglichen Angreifern, sondern macht dich auch taub und gefühllos für alles, was du brauchst, um dich wirklich und vollständig zu fühlen.
Wenn du dich also mit deiner Verletzlichkeit „abfindest“, du akzeptierst, dass sich verwundbar und angreifbar fühlen dazugehört, ist es plötzlich nicht mehr schwierig oder gar unmöglich deine Kunst tatsächlich zu machen.
Denn du weiß ja, WARUM du es tust.
Sei bereit, für deine Kunst von einer Klippe zu springen. (Und ja, es gibt Zeiten, da fühlt es sich genauso an.)
Plötzlich wirst du es unaufschiebbar wichtig finden, dir die nötige Zeit zu nehmen, den richtigen Ort zu finden und die passenden Materialien und die Geduld aufzubringen, dir Fähigkeiten anzueignen.
Weil es um dein Leben geht.
Und um ein Leben zu retten, tust du alles, was nötig ist.

 

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2 Gedanken zu „Kunst zu machen ist lebenswichtig

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