Der Radiergummi radiert deine Seele aus

ausradiertes SmileyHeute möchte ich….

Nein. Ich fang´ noch mal von vorne an.
Ich möchte….
Ach, was, das ist auch nicht gut.
Ich denke, ich will sagen….
Nein, halt. Ich mach´ es doch anders.
Liest da noch jemand, oder sind schon alle weg?
Ich jedenfalls würde einen Text, der so beginnt wie dieser hier, nicht lesen.
Offenbar weiß die Schreiberin nicht, was sie sagen will. Sie ist unsicher und nimmt jeden Satz, den sie beginnt sofort wieder zurück.
Jetzt stell dir mal vor, jemand würde auf diese Art eine Rede halten. Nach jedem Satz würde der Redner sagen, ach halt, das habe ich ja gar nicht so gemeint. Ich will es anders formulieren, nämlich so….
Und kurz darauf sagt er, ach nein, auch das scheint mir nicht treffend. Was halten Sie von folgender Formulierung? Und so weiter.
Das wäre kaum auszuhalten, oder?
Nicht nur würden die Zuhörer sofort jegliches Vertrauen in des Redners Kompetenz verlieren, auch der Redner würde sich nach kurzer Zeit nicht mehr trauen den Mund aufzumachen, da er ja selbst keinem seiner eigenen Worte über den Weg traut. Bald würde er nie mehr irgendwas laut aussprechen wollen.
Wenn man beim Zeichnen einen Radiergummi benutzt und immer wieder die Linien, die einem nicht gefallen, weil sie angeblich nicht treffend genug sind, sofort wieder ausradiert, verhält man sich genauso wie dieser Redner.
Schon nach kurzer Zeit traut man keiner seiner eigenen Linien mehr, beäugt sie kritisch, zweifelt sie an, will sie mit dem Radiergummi ungeschehen machen.
Eine gezeichnete Linie kann man aber nicht ungeschehen machen, man kann höchstens versuchen, sie zu „vertuschen“ und sie ausradieren (meistens mit häßlichen Spuren auf dem Papier).
Wer sich nicht nur mit Papier und Bleistift, sondern auch mit einem Radiergummi in Reichweite ans Zeichnen macht, vermittelt sich selbst eine sehr klare Botschaft:
– Ich will gar nicht wirklich zeichnen. Ich will am Ende nur eine perfekte Zeichnung vorweisen können und ich muss mit allen Mitteln verhindern, dass man meiner Zeichnung ansieht, dass ich nicht perfekt zeichnen kann.-
Wer jedoch seine eigenen Linien ständig mit dem Radiergummi bedroht, verdirbt sich die Freude am Prozess des Zeichnens. Er bemerkt gar nicht, dass es das Zeichnen selbst ist, das eine „gute“, das heißt lebendige und seelenvolle Zeichnung hervorbringt und nicht das „irgendwie Hinkriegen“ einer Zeichnung.
Der Radiergummi hilft nicht beim Zeichnen, er verhindert das Zeichnen.
Der Radiergummi verhindert das Entstehen von unerwarteten Einfällen und Zufällen.
Der Radiergummi kann nur zulassen, was schon bekannt ist.
Mit dem Radiergummi kontrolliert und zensiert der Zeichner seine spontane Kreativität und individuelle Ausdruckskraft.
Beim Zeichnen die Kontrolle behalten zu wollen und zu müssen, stammt noch aus einer anderen Zeit und gehört zu einer anderen Anwendung des Zeichnens.
Die zeichnende Hand mit Hilfsgeräten zu kontrollieren und deren Ausführungen zu korrigieren ist ein Relikt aus dem Prä-Computericum. Damals war man auf Hilfsmittel wie Lineal, Zirkel und auf den Einsatz von Radiergummis angewiesen, da man exakte Pläne nur mit der Hand zeichnen konnte.
Obwohl heutzutage Computerprogramme sicherheitsrelevante Fehlerlosigkeit garantieren, hat sich die Anforderung beim Zeichnen grundsätzlich stets korrekt und genau sein zu müssen, bis heute erhalten.
Nach wie vor gilt bei vielen Menschen Fehlerlosigkeit als grundlegendes Bewertungskriterium für eine gute Zeichnung.
Das hängt damit zusammen, dass zwei unterschiedliche Paar Schuhe den selben Namen tragen.
Sowohl das technische Zeichnen wurde und wird ganz allgemein mit „dem“ Zeichnen gleich gesetzt, als auch das kreative und gestaltende Zeichnen.
Deshalb kommt es auch heute noch immer wieder zu solch merkwürdigen Aussagen, wie: Ich kann nicht zeichnen, denn ich kann noch nicht mal eine gerade Linie ziehen.
Die einzige passende Antwort darauf wäre:
Herzlichen Glückwunsch, du bist also keine seelenlose Maschine.
Es zeichnet einen Menschen geradezu aus, dass er eben keine exakt gerade Linie ziehen kann.
Wer ohne den Einsatz eines Radiergummis zeichnet, wird immer eine lebendige und authentische Zeichnung anfertigen.
Wie auch immer der Zeichner sich entscheidet, ob er seine Linien auf dem Papier stehen lässt, wie sie ihm aus dem Stift fließen oder ob er weitere Linien über die vorherigen legt, er wird stets aus voller Seele zeichnen.

 

Warum deine Zeichnungen niemanden etwas angehen

Während ich bei einem Konzert zeichnete, fing eine Frau, die ebenfalls im Publikum saß, meinen Blick auf. Sie sah mich fragend an und machte mit der Hand eine zeichnende Bewegung.
Die Musik war sehr laut. Obwohl wir keine zwei Meter voneinander getrennt saßen, wäre ein Gespräch nicht möglich gewesen. Ich nickte ihr zu, weil ich ihre Gestik so verstand, als habe sie mich gefragt „zeichnest du?“.
Das war ja eigentlich nicht zu übersehen, aber okay, manche Menschen sind auch unter widrigen Umständen kommunikationsfreudig.
Für sie war unser „Gespräch“ damit aber noch nicht beendet. Sie sagte etwas in meine Richtung, was ich nicht verstand. Ich neigte mich zu ihr hinüber und sie rief: „Zeig mal her.“Jetzt noch, während ich das schreibe, fange ich an zu schnauben. Wie bitte? Ich hatte mich wohl verhört? Aber nein, ich hatte schon richtig verstanden. Diese fremde Frau besaß die Dreistigkeit, mich aufzufordern, ihr gerade mal eben meinen Block zur Begutachtung rüber zu reichen. Ich schrie ein entsetztes Nein in ihre Richtung. Ich war kurz davor ihr einen Vogel zu zeigen.An dieser Stelle muss allerdings gesagt sein, dass das Verhalten dieser Frau die absolute Ausnahme ist. Meistens wird mein Zeichnen von den anderen Konzertbesuchern taktvoll übersehen.
Und doch ist die Annahme, einen in der Öffentlichkeit zeichnenden Menschen jederzeit ansprechen zu dürfen, weit verbreitet.
Wäre sie auch so frech gewesen, wenn ich in ein Notizbuch geschrieben hätte?

Zur Begutachtung von Zeichnungen fühlen sich nämlich viele nicht nur berechtigt, sondern auch zuständig.
Einmal trat ein Mann von hinten an mich heran – ich zeichnete gerade irgendwo in der Innenstadt – und schaute mir über die Schulter. „Na, immer schön üben“, bellte er mir ins Ohr.

Leider trifft man immer mal wieder auf Menschen, die sich nicht benehmen können und keine Probleme mit Hemmschwellen jeglicher Art haben. Zeichnern gegenüber jedoch, scheinen für manche diese Schwellen besonders niedrig zu sein.

Erlebnisse wie diese kann man als Anekdoten abtun und früher oder später darüber schmunzeln. Aber leider müssen sich Kunstschaffende oft auch im Familien- und Freundeskreis (ungebetene) Kommentare anhören. Und dabei ist es egal, ob sie positiv oder negativ sind. Es gibt einfach viele Menschen, die es nicht für nötig halten, sich in irgendeinem Bereich der Kunst, Kenntnisse anzueignen, bevor sie sich für befähigt halten, fachlich fundierte Beurteilungen abzugeben.

Kunst zu bewerten ist leicht, denken viele, denn sie haben doch Augen im Kopf.
Ihre flüchtige Art zu sehen, zu kategorisieren und zu beurteilen, reicht ihnen im Leben und warum soll diese Fähigkeit nicht auch für die Kunst völlig ausreichend sein?

„Gefällt mir/gefällt mir nicht“ – damit ist doch fast alles gesagt.
Die üblichen Bewertungsmaßstäbe sind schnell aufgezählt:
Man erkennt, was abgebildet ist („Sieht ja so echt aus, wie auf einem Foto.“), man hat etwas Ähnliches schon mal gesehen („Sieht ja aus wie von Picasso und den mag ich auch nicht.“) oder es wird „darauf“ oder „darin“ nichts erkannt. („Wenn ich nichts erkenne, werden das andere ja wohl auch nicht können.“)

Sehr beliebt sind auch Aussagen wie, „das könnte ich auch“ oder „das kann ja mein Dreijähriger besser.“
Am besten, man lässt sich mit Menschen, die auf diese Weise ihren engen Horizont und ihre Ignoranz zur Schau stellen, auf keine Diskussionen ein.
Sie wollen Kunst verstehen, wie Sonderangebote im Supermarkt-Prospekt. Da ist eine Abbildung einer Zitrone, darunter steht das Wort „Zitrone“ und die Ziffern daneben bedeuten, wie viel eine Zitrone kostet.
Zu versuchen, ihnen zu erklären, dass Kunst nicht verstanden werden kann wie ein Bilderrätsel, sondern Menschen auf einer Ebene berührt, die man mit Worten kaum fassen kann, ist vergebliche Liebesmüh.

Wir dürfen unsere Arbeiten nicht jedem einfach so, und schon gar nicht auf Zuruf, herzeigen. Dabei geht es nicht darum, uns vor inkompetenter oder unsachlicher Kritik zu schützen, sondern  darum, dass sie niemanden etwas angehen. Basta.

Die eigenen Zeichnungen sind private Auf-Zeichnungen.
Selbstverständlich können wir sie zeigen, selbstverständlich können wir sie veröffentlichen.
Auch so manches, was in ein zunächst privates Notizbuch geschrieben wurde, endet in einem gedruckten Buch, das von anderen Menschen gelesen werden soll.
Allerdings, bevor wir mit unseren Arbeiten an die Öffentlichkeit gehen oder sie auch nur einer einzigen Person zeigen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, WARUM wir es tun bzw. warum wir es nicht tun sollten.

Gerade weil Hinz und Kunz so freigiebig mit ihrer Art der Kunstkritik sind, und dabei noch davon ausgehen, dem Künstler einen wertvollen Dienst zu erweisen, dürfen wir uns nicht dazu verleiten lassen zu glauben, wir haben es nötig, uns von ihnen unsere Kunst billigen zu lassen.

Das Zeigen und Veröffentlichen unserer Kunst darf nie mit der Bitte, um eine Bewertung belastet sein.

Das heißt nicht, dass es uns völlig egal ist, was andere sagen und es heißt nicht, dass wir Kritik nicht mehr fürchten, aber wir müssen uns sicher sein, auch wenn sie kommt, wird sie es nicht schaffen, uns davon abzuhalten, weiterzumachen. Wir müssen uns sicher sein, einen Weg finden zu können, damit umzugehen.
Das ist so einfach wie schwierig.

Positive Resonanz ist natürlich immer willkommen, und wenn sie uns dazu inspiriert, auf unserem Weg weiterzugehen, um so besser.
Aber auch von Anerkennung darf man sich nicht verleiten lassen, den Ansprüchen anderer entsprechen zu wollen.
Wenn sie sagen, du malst so wundervolle rosa Bilder, du solltest nur noch rosa Bilder malen, dann sagst du „Danke, sehr nett, aber bezahlt ihr für Rosa?“
Wenn sie das tun, dann malst du ihnen noch schnell was Rosafarbenes und machst danach weiter mit Lila und Orange, wie geplant.

Wenn wir ausstellen, ist das keine Aufforderung an die Öffentlichkeit, uns den Wert der eigenen Kunst zu bestätigen. Auch wenn die Öffentlichkeit oft genug genau darin ihre Aufgabe zu sehen scheint.
Wir fragen niemanden um Erlaubnis, unsere Kunst selbst anerkennen zu dürfen.
Wir zeigen unsere Kunst, sei es einer einzelnen Person oder in einer Ausstellungshalle, erst dann – und nur dann – wenn wir davon überzeugt sind, der Welt etwas zu geben, ihr etwas hinzuzufügen, sie zu bereichern, und nicht, um es jemandem Recht zu machen, um Bestätigung oder Erlaubnis zu bitten oder irgendjemandem etwas zu beweisen.

 

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Zeichnen in der eigenen Handschrift

Richtig gute Zeichenübung Nr. 6

Schau dich um. Irgendwas Gedrucktes liegt sicher in deiner Griffnähe, Zeitung, Buch oder Kalender.

Jetzt kommt was ganz Einfaches:

Schau Dir einen in Druckbuchstaben gedruckten kurzen Satz  an und schreibe ihn auf einem Stück Papier ab, und zwar in deiner schnoddrigsten Handschrift.

Jetzt.

Gleich.

Ich warte….

Fertig? Das war einfach, oder? Etwas in Druckbuchstaben Gedrucktes mit der Hand abschreiben hast du sicher schon tausend Mal gemacht.

Die gedruckten Wörter dort und das Handgeschriebene hier vor dir,  ähneln sich rein äußerlich nur noch entfernt. Du kannst aber beide Versionen  erkennen und lesen. Und wenn diese Wörter eine andere Person geschrieben hätte, mit einer anderen Handschrift, die der deinen überhaupt nicht gleicht, könntest du diese  Wörter ebenfalls lesen.

Indem du diesen Satz abgeschrieben hast, hast du das Erscheinungsbild dieses gedruckten Satzes auf deine eigene Art interpretiert. Denn wenn du einen gedruckten Text abschreibst, kommst du gar nicht auf die Idee, ihn wie ein Kopiergerät 1:1 zu übertragen, jedes Häkchen an jedem Buchstaben exakt zu wiederholen, zu versuchen den Buchstaben- und Zeilenabstand einzuhalten und im 5. Wort würdest du statt n ein m schreiben und das wäre ärgerlich, und du müsstest noch mal von vorne anfangen. Nein, das würdest du ganz sicher nicht tun, das wäre eine sinnlose Arbeit.

Du schreibst wie du schreibst, vielleicht je nach Stimmungslage mal ordentlich oder mal nachlässig, und die abgeschriebenen Wörter entstehen vor deinen Augen völlig neu.

Und genau so funktioniert Zeichnen:

Zeichnen ist nichts anderes, als die Welt in seiner eigenen Schrift aufschreiben.

Wer einen gedruckten Text in seiner eigenen Handschrift abschreiben kann, der kann auch zeichnen. Wer zeichnet, bildet nicht wie eine Kopier-Maschine einen Gegenstand nach, wer zeichnet, interpretiert das Erscheinungsbild eines Gegenstandes. Wer zeichnet reproduziert nicht, sondern erschafft neu.

Und jetzt kommt die eigentliche Zeichenübung. Es geht diesmal um die innere Einstellung, die innere Haltung, die man dem Zeichnen gegenüber einnehmen kann.

Erinnere dich daran, mit welcher Selbstverständlichkeit du deinen Namen schreibst, wenn du etwas unter-zeichnest(!). Du nimmst einen Stift in die Hand und schreibst ohne zu zögern, ohne zu zweifeln, ohne darüber nachzudenken, ob dir diese Unterschrift jetzt besonders gut gelingen wird oder wie mies du dich fühlen würdest, wenn du deinen Namen jetzt nicht richtig oder nicht gut genug schreiben würdest. Nein, du tust es, du unterzeichnest und fertig.

Versetze dich in dieses Gefühl und nimm es mit hinüber in dein Zeichnen. Trage dieses Gefühl vom inneren Raum, in dem du selbstverständlich und unreflektiert schreibst, in den inneren Raum, in dem du zeichnest, und in dem du oft glaubst, du müsstest dich plagen, um etwas zustande zu bringen.

Was für eine Erleichterung.  Spürst du die Veränderung? Du kannst aufatmen. Du machst nicht mehr etwas Schwieriges, sondern etwas, was du schon unzählige Male gemacht hast und dir völlig vertraut ist: den Stift aufs Papier setzen und das, was du vor dir siehst ab-schreiben.

Wie jeder Künstler hast du deine eigene unverwechselbare Handschrift. Du kannst gar nicht anders, als so zu zeichnen (und zu schreiben) wie du selbst, weil du DU bist.

Weil man ständig mit sich selbst lebt, sich selbst am besten kennt, kann es leicht passieren, dass man der eigenen Arbeit, der eigenen Ausdrucksweise nicht viel Wert beimisst („das ist doch alles nichts Besonderes.“) Das Eigene wird oft mit dem Nicht-Gelingen verwechselt und unter dem selbst-kritischen Blick findet nur das Anders-artige der Anderen Anerkennung.

Besser, du gewöhnst dich an Dich und lernst deine Eigen-Art zu schätzen. Anders als du selbst wirst du nie zeichnen.

Also, worauf wartest du? Fang´an zu zeichnen.

Und noch etwas:

Versuche erst gar nicht, besonders „schön“ zu zeichnen. Schön zeichnen ist genauso langweilig und ausdruckslos wie schön schreiben.

Wer will schon eine Eins in Schönschrift?

Hier zeige ich einige Rosen, abgeschrieben in meiner Handschrift:

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Perfekte unähnliche Porträts

Richtig gute Zeichenübung Nr. 5

Das, was beim Porträt zeichnen ja so richtig nervt, ist das Problem mit der Ähnlichkeit. Beim Porträt zeichnen, so der Konsens,  geht es um die Wiedererkennbarkeit einer Person, es geht um genaues Zeichnen oder, um es anders auszudrücken, es geht um „richtig gutes“ Zeichnen. Nur wer „richtig gut“ zeichnen kann, der kann auch Porträts zeichnen, oder?

Kaum etwas ist dem „richtig gut“ Zeichnen abträglicher, als der Wunsch „richtig gut“ zu zeichnen. Wer sich mit dem Ziel, „richtig gut“ zeichnen zu wollen an das Zeichnen macht und von Anfang an plant, ein richtig gutes Porträt zu zeichnen, hat für das Porträt zeichnen und auch allgemein für das Zeichnen, ganz schlechte Karten.

Vor lauter Panik einen Strich ungenau zu setzen, denn das geht ja angeblich sofort auf Kosten der Ähnlichkeit, kann man sich kaum darauf konzentrieren, sich diesen Menschen, dessen Porträt man zeichnen möchte, auch tatsächlich ganz aufmerksam anzuschauen.

Porträt zeichnen könnte so viel Freude machen, aber an was soll man nicht alles denken: nicht nur „genauso aussehen wie…“ soll es, nein, auch der Charakter und am besten noch das ganze innere Wesen der zu porträtierenden Person soll bitte auch noch erkennbar werden.

Mir ist das ja immer alles ein bisschen viel auf einmal.

Die „richtig guten“ Zeichnungen entstehen nämlich erst dann, wenn man beim Zeichnen nicht an die Zeichnung denkt und was und wie darauf zu sehen sein wird, sondern nur an das Zeichnen selbst. Das Wichtigste beim Zeichnen ist immer das Zeichnen und nicht die Zeichnung!!!! (diesen Satz aufschreiben und an den Spiegel hängen oder an die Staffelei oder neben das Klo.)

Noch mal: Beim Zeichnen geht es ums Zeichnen. Wenn wir zeichnen, lassen wir das Zeichnen entstehen. Die Zeichnung ist nur das Nebenprodukt des Zeichnens. (ebenfalls aufschreiben und neben den anderen Satz kleben.)

Wenn man nicht sehr oft zeichnet, also jedes einzelne Zeichnen eine Ausnahme-Angelegenheit ist, fällt es einem natürlich nicht leicht, diese innere Haltung, „zeichnen selbst ist wichtig, nicht die Zeichnung“, einzunehmen. Ganz schnell kommt da nämlich die Wenn schon/Denn schon-Regel zum Einsatz, die lautet: „Wenn ich mich schon mal hinsetze und zeichne, dann muss hinten auch die bestmögliche Zeichnung dabei herauskommen.“

Ein Teufelskreis entsteht: Ich zeichne nicht oft, es ist etwas Besonderes, also soll auch eine besondere Zeichnung entstehen. Weil ich nicht oft zeichne, entsteht keine besondere Zeichnung, deshalb bin ich enttäuscht, deshalb zeichne ich nicht oft….und von hier aus zurück an den Anfang.

Eine Maßnahme, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen oder erst gar nicht hineinzugeraten ist, wer hätte das gedacht, das sehr oft Zeichnen. Wer oft zeichnet, gewöhnt sich an das Zeichnen, er macht das Zeichnen zu einer Gewohnheit, zeichnen ist alltäglich. Man kann es sich erlauben, das Produkt Zeichnung zu vernachlässigen. Der Komponist Camille Saint-Saens sagte über seine Art zu arbeiten: „Ich produziere Musik wie ein Apfelbaum Äpfel produziert.“ So kann es ein Zeichner, der oft zeichnet, auch sehen. Die einzelnen Zeichnungen sind keine Sensation mehr, sie entstehen einfach eine nach der anderen.

Wenn man sich ganz auf das Zeichnen selbst konzentriert, dann wird Zeichnen ganz wundervoll, und zwar ganz wörtlich genommen: voll der Wunder. Jetzt endlich kann etwas Neues entstehen, man löst sich vom Wunsch etwas perfekt abbilden zu wollen und gelangt zum Neuerschaffen.

So auch beim Porträt zeichnen.  Ein Porträt, das die Anforderungen erfüllt, welche das Lexikon fordert, Ähnlichkeit, Herausarbeitung der Persönlichkeit, Wesenstiefe, kann nicht unter dem Druck entstehen, genau dies alles zum Ausdruck bringen zu wollen. Ein Porträt muss man geschehen lassen. Der Zeichner stellt nur seine Mittel zu Verfügung. Diese sind seine Art zu zeichnen und seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit und nicht mehr. Er stellt sich dem Porträt nicht in den Weg, in dem er dessen Entstehung und Perfektion erzwingen will.

Beim Zeichnen nicht an die Zeichnung zu denken, scheint auf den ersten Blick unmöglich. Egal ob es sich um die allererste Zeichnung im Leben eines Zeichners handelt oder um die erste Zeichnung des Tages einer erfahreneren Zeichnerin, ihre Entstehung wird während des Zeichnens vom jeweiligen Zeichner aufmerksam und bewußt verfolgt. Sich beim Zeichnen nicht ständig selbst auf die Finger zu schauen, nicht zu versuchen das „Produkt Zeichnung“  zum Gelingen hin bewußt zu beeinflussen, bedarf immer wieder der tatsächlich erlebten Erfahrung, dass man den eigenen Zeichnungen erlauben kann, ganz sie selbst zu werden.

Die folgende Übung kann der Beginn sein, solche Erfahrungen und solche Zeichnungen zu sammeln.

Suche Dir 30 bis 50 Fotos von Gesichtern zusammen, schwarzweiß oder farbig ist egal. Es sollten nicht weniger sein, eher mehr. Extra für diesen Zweck hebe ich mir Verlagsprospekte und Veranstaltungsprogramme auf. In solchen Publikationen sind immer viele Menschen abgebildet. Aber wenn man ein paar Ausgaben der Tageszeitung durchpflügt, bekommt man auch schnell die entsprechende Anzahl der Fotos zusammen.

Zeichne nun ein Gesicht nach dem anderen. Die Vorgaben sind:

– Zeichne mehrere Gesichter auf ein Blatt, am besten bis das Blatt voll ist, die Anordnung ist unwichtig.

– Zeichne zügig und schnell. Leider habe ich vergessen auf die Uhr zu schauen, aber ich schätze für die unten gezeigten Beispielblätter mit 33 Gesichtern habe ich weniger als eine Stunde gebraucht.

– Zeichne UN-perfekt. Das heißt, und das ist jetzt der wichtigste Hinweis zu dieser Zeichenübung: Betrachte ein Gesicht sehr genau, aber antworte mit dem Stift auf dem Papier, als wäre dir die Zeichnung, die entsteht, völlig gleichgültig.

Zeichne so nachlässig wie du nur kannst, aber schaue so aufmerksam wie du nur kannst.

Noch mal:

Zeichne so nachlässig wie du nur kannst, aber schaue so aufmerksam wie du nur kannst.

Und so machst Du eine perfekte unähnliche Porträtzeichnung nach der anderen. Das macht so einen Spaß. Wenn du erst einmal angefangen hast, könnte es sein, dass du nicht mehr so schnell wieder aufhören willst.

Sinn der Übung:

Vielleicht sollte ich es vorab nicht verraten, weil ich dir ein wenig die Überraschung verderbe, aber ich schaffe es nicht, es für mich zu behalten. Du wirst nämlich folgendes feststellen: du kannst es nicht verhindern, dass diese Porträts, die du da zeichnest, mit den Porträtierten große Ähnlichkeit habe werden. Je mehr du dich dem aufmerksamen Betrachten widmest und je gleichgültiger dir das Zeichen-Ergebnis ist, um so ausgeprägter wird diese Ähnlichkeit ausfallen.___________________________________________________________________

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Der Schatten an der Wand

Richtig gute Zeichenübung Nr. 4

Ich zeichne täglich. Ich frage mich nicht mehr, will ich heute zeichnen oder nicht. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, ich tue es einfach. Oft ist es die reine Freude und manchmal ist es Routine.

Ja, richtig gehört. Aber Routine nicht im Sinne von, ach wie langweilig, sondern Routine im Sinne von, das ist, was ich tue, das ist, was ich gerne tue, das ist, woran ich mich gerne und freiwillig gewöhnt habe.

Und manchmal, nicht sehr oft, aber es kommt vor, ist Zeichnen schwierig.

Zum Beispiel am Sonntag vor zwei Wochen: Ich setze mich an den Tisch, vor mir steht meine „aktuelle“ Rose. Ich schaue die Rose an. Ich will den Stift auf´s Papier setzen und dann……nichts.

Funkstille.

Meine Augen und meine Hand haben sich nichts zu sagen.

Mir wird schnell klar warum: es ist mir einfach alles zu viel. Der Anblick dieser Rose ist mir zu viel, ihre weiche Wölbung, die übereinanderliegenden Blütenblätter mit den umgeschlagenen und teilweise eingerissenen Rändern. Dann sind da die gezackten Blätter am Stiel. Sie sind von feinen Adern durchzogen und auch sie sind aufgeworfen, umgeknickt und verdreht. All das zu sehen, hat mich in diesem Moment völlig überfordert.

Vielleicht hatte ich an diesem Tag schon so viel anderes ganz genau angeschaut, vielleicht gingen mir zu viele Gedanken durch den Kopf oder ich hatte zu viel Kaffee getrunken. Was auch immer. Fakt war: Meine Augen wollten nicht sehen und meine Hand wollte sich nicht bewegen.

Keine Große Sache, dachte ich, dann lege ich den Stift bei Seite und stell´ die Rose wieder zurück. Heute wird halt nicht gezeichnet.

Gerade wollte ich die Vase auf das Regal zurück stellen, als ich den Schatten bemerkte. Diese Rose, angeleuchtet von einer Deckenlampe, warf einen scharf geschnittenen, pechschwarzen Schatten. Er sah aus wie ein perfekter, an die Wand gehefteter Scherenschnitt. Wunderschön. Ich merkte, wie ich mich entspannte. Diesen Anblick konnte ich gut aushalten, da erschien mir nichts zu viel. Alles war klar und deutlich zu erkennen.

Ich holte mir einen schwarzen Markerstift und zeichnete, vor dem Regal stehend, den Schatten der Rose. Die Rose selbst beachtete ich nicht mehr.

Nimm dir irgendein Objekt, es muss keine Rose sein, aber vielleicht eines, das dir eher als schwierig zu zeichnen erscheint, und positioniere es so vor eine Lampe, dass dieses Objekt einen klar umrandeten Schatten an die Wand wirft und zeichne es als Schattenriss. Verändere einige Male die Position des Objekts und beobachte, wie sich die Form des Schattens verändert. Mit einem dicken schwarzen Filzstift oder einem schwarzen edding zeichne zuerst nur die Kontur und fülle dann die Fläche, den Schattenraum.

Sinn der Übung?

Ver-einfachung wörtlich nehmen

Kein Vorne, kein Hinten und kein Dazwischen zu berücksichtigen, kann so erholsam sein. Diese ganze doofe Dreidimensionalität einfach (!) mal über-sehen und sich nur auf die Konturen konzentrieren:  alles ist plötzlich so ein-fach.

Vom Gegenstand absehen

Das Sichtbare kann einen leicht vom Wesentlichen ablenken.

Der Zeichner Max Weiler sagte: „Auf der Bildfläche spielt sich alles ab. Nicht der Gegenstand, und sei es das Wertvollste, trägt etwas bei. Nur was auf der Bildfläche ist, was sich auf dieser Zeichenfläche zeigt, das ist das Wertvolle, das ist der Wert, das ist die ganze Kunst.“

Den Schatten zu betrachten und zu zeichnen anstatt den Gegenstand selbst, erinnert daran, dass es mehr zu entdecken gibt, als das, was sich uns auf den ersten Blick aufdrängen will.

Schatten lassen mehr erkennen, als man glaubt.

Man könnte glauben der Schatten anonymisiert, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ein Schatten ist unverwechselbar. Man denke nur an die im 19.Jh so beliebten Scherenschnitt-Porträts. Der Schlagschatten eines Objekts oder auch eines Menschen ist immer eine klare Aussage: So ist die Form und nicht anders. Ich verschiebe das Objekt, und wieder: jetzt ist die Form so und nicht anders. Die Rose wurde mir plötzlich nicht nur viel deutlicher sichtbar, ich erkannte auch, was sie unverwechselbar machte.

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doodle-di-dum doodle-di-da

Richtig gute Zeichenübung Nr. 3

madamewalroc39f

Das Wort „doodle“ klingt wie etwas, das man nicht ernst nehmen muss und das Spaß macht. Auf jeden Fall klingt es wie etwas, das man definitiv öfter tun sollte, und zwar nicht nur beim Telefonieren oder um bei einer langweiligen Vorlesung nicht einzuschlafen, sondern ganz bewußt um zu zeichnen.

Nimm irgendein Stück Papier und einen Stift, der in greifbarer Nähe liegt. Man kann auf Büttenpapier oder auf Schreibpapier doodle-n, mit Füller, Filzer oder Bleistift. Ich doodle gerne mit meinem Kugelschreiber auf dem sehr glatten Papier meines Schreibblocks.

Fülle das ganze Blatt von oben nach unten, von unten nach oben, in alle Richtungen, mit schwungvollen Linien und Kreisen. Stell Dir vor, du fährst Schlittschuh auf dem Papier und du hast die gesamte Eisfläche ganz für dich alleine. Es ist niemand da, der dich anrempelt. Du hast freie Fahrt. Du genießt die ruhige Bewegung deiner Hand und den Anblick der dabei entstehenden Formen.

Früher oder später wirst du anfangen, in diesen Linien Formen oder Gegenstände zu erkennen. Laß dir Zeit. Sobald sich eine Form für dich deutlich genug abzeichnet (!), folge ihr mit dem Stift. Lasse dich leiten von dem Bild, das du beginnst zu erkennen. Wie will dieses Bild gezeichnet werden? Ziehe weiter deine Linien und Kreise und lass dich führen. Was ist es, was auf deinem Blatt entstehen will? Hilf ihm. Bring es an die Oberfläche.

Hier noch ein weiteres Entstehungs-Beispiel:

Der Sinn der Übung?

– Du lernst, der Bewegung deiner Hand und deinen Linien zu vertrauen.

– Du lässt sichtbar werden, was dich gerade berührt oder amüsiert oder interessiert.

– Du erfindest mühelos, ohne auf das berühmt berüchtigte weiße Blatt starren zu müssen.

– Du hörst auf, dich selbst zu beobachten und zu kontrollieren, ob du richtig oder gut zeichnest. Du zeichnest ganz entspannt. Du gibst die Kontrolle auf und LÄSST zeichnen.

Dumbo

Madame Wall Ross

Madame Schier-Raff

Madame Präschtig

Unsichtbares sichtbar machen

Richtig gute Zeichen-Übung Nr. 2

Was unsichtbare Zeichnungen sind? Unsichtbare Zeichnungen sind die Zeichnungen, die erst dann sichtbar werden, wenn ein Mensch sie mit seinem Blick und seiner Fantasie sichtbar werden läßt.

Diese unsichtbaren Zeichnungen sind überall. Wirklich: Überall.

Dort ist eine, da an der Wand auf der Tapete, da sehe ich die Zeichnung einer gebeugten Gestalt…und dort unter dem Stuhl auf dem Fußboden kann ich einen fliegenden Vogel erkennen…und schau nur, schau genau hin, zwischen den Vorhangfalten – nein, nicht da unten, ein Stück weiter oben – da liegt ein schlafender Bär. Siehst Du ihn?

Eine gute Einstiegshilfe ist, um dich in diese Art des Sehens reinzufinden, dir zuerst einen Fleck zu suchen, den du dir als Auge vorstellen kannst. Sobald du erst einmal ein Auge ausgemacht hast, ergibt sich das Gesicht, die Gestalt oder das Tier, zu dem das Auge gehört, ganz von selbst. Das ist wie Zauberei.

Das ist es natürlich nicht. Das menschliche Gehirn ist seit Urzeiten darauf programmiert, so schnell wie möglich eine uneindeutige Erscheinung in etwas eindeutig Erkennbares zu verwandeln. Es ist besser, einen langen Ast einmal zuviel mit einer giftigen Schlange zu verwechseln als ein mal zu wenig. Auch die Gesichter-Erkennung muss flott gehen, um rechtzeitig Freund und Feind auseinanderzuhalten.

In unseren heutigen Höhlen bzw. Wohnzimmern ist das Leben zwar nicht mehr ganz so gefährlich, aber den grimmigen Tiger, der sich in der Rauhfasertapete versteckt, können wir noch immer sehr gut erkennen.

Nimm dir Stift und Papier, welcher Art auch immer, schau dich in aller Ruhe um und lasse die unsichtbaren Gesichter, Tiere, Formen und Gestalten, sichtbar werden. Zum Eingewöhnen halte Ausschau nach „Augen“. Lass dir und den Bildern Zeit. Zeichne was Du siehst, erfinde dazu, ergänze Formen, mache hier einen dicken Strich, dort einen dünneren. Punkte, Striche, Flecken….lass alles enstehen, was auf´s Papier will und zensiere nicht. Experimentiere mit verschiedenen Stiften.

Der Sinn der Übung?

Du schaust in den Spiegel deiner Fantasie

Alles was du siehst, ist deine Erfindung. Mache dir klar, welch großen Reichtum innerer Bilder du in dir hast.

Es wird dir bewußt, wie gut du zeichnen kannst

Du könntest keine dieser unsichtbaren Zeichnungen sehen, wenn du nicht ganz genau wüßtest, wie die Linien und Schatten angeordnet sein müssen, um sie sichtbar werden zu lassen.

Deine Seele freut sich

Endlich ist dein dauernd nörgelnder Verstand mal ruhig gestellt, und du kannst ungestört und spielend Bilder erfinden und zeichnen.

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In einem alten Hotel in Wien wollte ich gar nicht mehr aus dem Bad rauskommen. Es war voll mit (Marmor-)Bildern.

Und das sind einige meiner Entdeckungen:

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Herzlichen Dank! 🙂

Rose Nr. 333

333 von 999 Rosen sind auf meinem „999 Rosenzeichnungen-Blog“ gezeichnet. Wie nennt man das? Drittel-Zeit?
Hier sind alle zu sehen: 999 Rosenzeichnungen

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Die Bäuerin

“Zwei Mal in der Woche gehe ich zum Markt. Das ist schwere Arbeit. Sehr schwer. Bin auch nicht mehr jung. Ich weiß nicht, wer nach uns unsere Felder bewirtschaften wird. Keines der Enkel will es machen. Ich weiß es nicht, was dann wird.” arte tv

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Die Korkschnitzerin

“ Ich habe das von meinem Vater und Großvater gelernt. Ich habe ihnen zugeschaut und danach selbst experimentiert. Manchmal misslingt es, aber meistens wird etwas Schönes daraus.“ arte-tv

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Um zeichnen zu können, muss man nicht das Zeichnen lernen, sondern man muss lernen, ein Mensch zu sein, der zeichnet

Um zeichnen zu können, muss man nicht das Zeichnen lernen, sondern man muss lernen, ein Mensch zu sein, der zeichnet.

Das übersehen viele: wenn man in seinem Leben etwas Neues erleben will, wie z.B. das Erlebnis des Zeichnens, muss man sein Leben verändern, man muss ein anderer Mensch werden.

Wirklich? Muss das sein – gleich das ganze Leben verändern?
Ist das nicht ein bisschen übertrieben?

Selbstverständlich kann man zeichnen, OHNE sein Leben zu verändern. Dann zeichnet man eben so, wie viele von uns ohnehin schon leben: man setzt sich unter Druck, um die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Glücklich wird man dabei nicht, aber man weiß wo man hingehört und das ist doch auch schon mal was.
Man lernt das Zeichnen, wie viele es behaupten, dass es richtig sei und ist ständig darauf bedacht, keine Fehler zu machen. Wenn man doch welche macht, fühlt man sich schlecht und strengt sich beim nächsten Mal noch mehr an, damit einen endlich doch noch alle ganz toll finden.

Ja, in der Tat, du kannst zeichnen, ohne je ein wahrer Zeichner, eine wahre Zeichnerin zu werden, nämlich indem du nur so tust, als ob du zeichnest.

Das machen viele.
Sie zeichnen z.B. nach Fotos irgendwelche Gesichter ab, weil sie wissen, dass viele Leute solche abgezeichneten Fotos total beeindruckend finden. Sie zeichnen irgendwelche Blumen, weil Blumen doch jeder irgendwie ganz schön findet und sie zeichnen Landschaften, so wie man sie von Postkarten kennt, denn sie wollen ja, dass möglichst viele Leute auf ihren Zeichnungen etwas sehen, was diese früher schon mal gesehen haben, es also wiedererkennen, und deshalb daraus schließen, dann müsse es wohl auch irgendwie gut sein.
Selbstverständlich kann man auch zeichnend sein Leben unverändert fortsetzen.

Aber eigentlich weißt du es doch besser. Ist dir das Zeichnen nicht viel zu schade, bedeutet es dir nicht viel zu viel, als dass du es, genauso, wie vieles andere, dazu benutzen willst, dir damit auch noch das Leben schwer zu machen?

Es ist tut mir so weh, immer wieder mitzuerleben, wie Zeichner sich von (gut gemeinten!?) Aussagen ihrer Mitmenschen verunsichern lassen.
„Das sieht ja aus wie ein Foto. Du bist ein wahrer Künstler“, lese ich in einem Kommentar auf Facebook zu einer Portraitzeichnung einer berühmten Persönlichkeit. Oder ein Zeichner kommentiert sein eigenes Bild und schreibt dazu: „Ich habe 36 Stunden daran gearbeitet. Ich hoffe, es gefällt.“

Eine meiner Strichzeichnungen wurde von einer jungen Zeichnerin scharf kritisiert. Ihr fehle da der erkennbare Aufwand, schrieb sie. Diese wenigen Striche habe man ja in zwei Minuten erledigt. (Wenn du wüsstest, dass ich dafür nur 30 Sekunden gebraucht habe, dachte ich mir.) Sie habe es ausprobiert, das sei ganz einfach. Wenn sie zeichne, erklärte sie weiter, würde sie schon für ein ganz kleines Format mindestens zwei Stunden benötigen.

Es könnte mir ja völlig gleichgültig sein, was Leute auf Facebook posten. Mir ist aber ganz und gar nicht gleichgültig, dass viele Zeichner und Zeichnerinnen diesen Murks für die Wahrheit halten, und glauben, sie müssten, um anerkennenswerte Zeichnungen zu schaffen, so beschränkt nach- und ab-zeichnen, wie es in vielen Zeichenbüchern oder eben in vielen Kunst-Communities verbreitet wird.

Zeichnen müsse man erst in einer Abfolge von Lektionen lernen, damit man es dann irgendwann einmal so richtig kann.
Lektion 1: Vorzugsweise einen Apfel mit den richtigen Schraffuren und Tonwerten schön plastisch darstellen.
Lektion 2: Einen Tonkrug, ein kariertes Tuch und (schon wieder) einen Apfel hübsch anordnen, weil so zeichnet „man“ ein Stillleben usw.

Wer solche Lektionen durchhält und alle brav abarbeitet, kann dann so zeichnen, „wie es im Buche steht“. Vor lauter Anstrengung, darauf zu achten, nicht vom vermeintlich richtigen Weg abzuweichen, merkt der arme Zeichner nicht, wie er wirklich zeichnen könnte, wenn er es sich erlauben würde, so zu zeichnen, wie NUR ER ES KANN.
Aber das, so fürchtet er, will keiner sehen.
Also wieder zurück zum Anfang, schön brav Äpfel schraffieren, immer mit der ängstlichen Hoffnung, die Zeichnung werde wenigstens für die offensichtlich aufgewendete Mühe Beachtung finden.

Wie es anders geht, so richtig mit Lebensveränderung, mit allem Drum und Dran und ganz viel Spaß?

1. Zeige niemals – hörst du: niemals!!!! – eine Zeichnung jemandem, im Internat oder privat, wenn du dir davon eine freundliche Reaktion erwartest. Solche ungeschickten Sprüche, wie „Oh, wie fein, mach´nur weiter so“ oder „das ist aber schon sehr gut geworden“ hast du nicht nötig. Abgesehen davon, dass du dich irgendwie in die erste Klasse zurückversetzt fühlst (spürst du das Tätscheln am Kopf), dauert es ewig bis du diesen faden Geschmack, die solche Reaktionen hinterlassen, wieder los wirst.

2. Wenn du Nr. 1 konsequent durchhältst, ergibt sich daraus automatisch, dass du deine eigenen Zeichnungen und auch dich selbst, mit mehr Respekt behandelst. Ist es nicht ein gutes Gefühl, wenn man sich nicht mehr anbiedern und so billig verkaufen muss?

3. Zeichne WAS und WIE du willst und WANN du willst, WOMIT du willst und WORAUF du willst. Das hört sich selbstverständlich an, schließlich bist du ein autonomer Mensch. Und womöglich machst du es ja auch tatsächlich schon längst oder, womöglich, denkst du nur, dass du es machst. Gehe mal ein bisschen in dich. Das, was du bisher gezeichnet hast, hat das wirklich nur und ausschließlich mit dir zu tun, mit deinen Vorstellungen und deiner Sicht der Dinge oder schielst du nicht doch ein bisschen zu viel darauf, das zu machen, was dir gerade angesagt erscheint?

4. Wenn du darauf achtest, dass dein Zeichnen etwas ist, das niemanden etwas angeht, niemand zu kommentieren hat, und du keine wertvolle Zeit und Energie damit verschwendest, jemand anderer werden zu wollen, nur um zu gefallen, wirst du auch keine Zeit und Lust mehr haben, „DAS“ Zeichnen zu erlernen, weil du viel zu beschäftigt sein wirst, DEIN Zeichnen zu entdecken.
Und das, verspreche ich dir, ist so ein Abenteuer, dass in deinem bisherigen Leben keinen Stein mehr auf dem anderen bleibt.

Jetzt bist du nicht mehr abhängig von lauwarmen Lob, das man dir großzügig hinwirft. Jetzt ist es an dir, großzügig zu sein.
Indem du anderen Menschen selbstbewusst deine Arbeiten zugänglich machst, entbindest du sie nicht nur von der Pflicht wiederum deine Erwartungshaltung zu erfüllen und dir freundliche, aber leere Komplimente zu machen, sondern du schenkst ihnen etwas Wertvolles:
Deine Sicht auf die Dinge, deine Lebenserfahrung, deine unverstellten Ansichten und Erkenntnisse.

Das macht uns die Kunst so wertvoll: Mit den Augen und dem Herzen eines anderen Menschen sehen zu können, an dessen Leben teilhaben zu dürfen. Das ist eine wundervolle Bereicherung für jeden.
Klar, nicht jeder mag dieses Geschenk haben, entweder weil jemand prinzipiell solche Geschenke nicht zu schätzen weiß, oder weil jemand speziell dein Geschenk ablehnt. Das ist aber nicht dein Problem und hat nichts mit dir und dem Wert deiner Kunst zu tun.

Denjenigen aber, die diese besonderen Geschenke, die Menschen einander machen können, gerne annehmen, ist man es schuldig, in seiner künstlerischen Ausdrucksweise kompromisslos zu sein und ihnen ALLES von sich zu geben, ohne sich zu verstellen oder irgendetwas zurückzuhalten.

Im Gegensatz zu einem Menschen, der nicht mehr, als nur das Zeichnen gelernt hat und nur gelernt hat, seine eigenen Zeichnungen zu sehen, wirst du gelernt haben, ein Mensch zu sein, der zeichnet und der zeichnend die Welt sieht.

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Meine ersten Narzissen in diesem Jahr

 

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Inspirierende Vorbilder suchen

FueßeManchmal sieht man die Arbeiten anderer Zeichner und denkt, oh ja, soooo möchte ich zeichnen können, genau so!

Aber Vorsicht! Man sollte sich fragen, WARUM man sich das wünscht. Fühlt man sich im Vergleich zu diesen bewunderten Arbeiten klein und ungenügend (oh, das schaffe ich niemals) und man traut sich kaum mehr den Stift in die Hand zu nehmen ODER fühlt man sich vom Anblick einer bewunderten Zeichnung inspiriert, sofort selbst zum Stift zu greifen – nicht um diese Zeichnung zu kopieren, sondern einfach um zu zeichnen, wie man eben zeichnet?

Man glaubt oft, nur weil man eine Arbeit toll, großartig, umwerfend findet, dass sie das eigene zeichnerische Ziel verkörpert und dass man unbedingt genauso zeichnen können „muss“, wenn man „gut“ zeichnen will. Das ist aber nicht so.

Die Zeichnungen anderer Künstler, die zu sehen tatsächlich für die eigene Entwicklung wichtig sind, lösen immer eine innere Freude, eine Art Wiedererkennen aus. Im ersten Fall, vergleicht man sich und fühlt sich mies. Im zweiten Fall, denkt man gar nicht daran, sich zu vergleichen, weil man viel zu ungeduldig ist herauszufinden, wie es mit dem eigenen Zeichnen weitergeht.

Diese anderen Zeichnungen kann man ruhig weiterhin großartig finden und bewundern, aber man muss sich davon nicht niederdrücken lassen. Wichtig für das eigene Zeichnen sind die Zeichnungen, die einem diese positive Ja!-Ja!-Ja!-genau-das-ist-es! – Energie vermitteln. Es fühlt sich an, wie nach hause kommen. Alles was dich auf diese Art ruft, alles, was deine Seele so unmittelbar anspricht, vermittelt dir die Kraft, die Zeichnerin zu werden, die zu sein du bestimmt bist.

 

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Wie unmittelbares Sehen gelingen kann

piano no. 70

piano no. 70

Beim Zeichnen nach der Natur gibt es ein grundlegendes Problem:

wir nehmen die Dinge um uns herum nicht in ihrer ganzen Wahrheit wahr. Wir sehen sie immer nur flüchtig und ungenau. Wir bemerken sie quasi nur im Vorübergehen.

Warum ist das so?

Weil wir meistens nicht UNMITTELBAR SEHEN. Es steht immer etwas zwischen uns und dem Motiv, das wir zeichnen wollen, das uns den Blick verstellt.

Es sind wir selbst und unsere Gedanken, die uns beim Zeichnen im Weg stehen.
Alles, was wir um uns herum sehen, wird von unseren Gedanken gefiltert.
Wir sehen nicht alles WIE es ist, wir sehen alles wie wir denken, dass es ist.
Man kann sich diesen Filter auch wie einen halb transparenten Schleier vorstellen, der sich auf alles legt, was wir sehen und was wir erleben.
Dieser Schleier ist gewebt aus unseren Bewertungen, Vermutungen und Vorurteilen.
Bei allem, was wir anschauen, sehen wir immer noch etwas, nämlich das, was wir darüber denken oder was wir denken, was andere darüber denken oder was wir denken, was wir denken sollten.

Es ist genau dieser Schleier, der uns oft glauben macht, zeichnen sei schwierig.
Auch wenn dieser Gedankenschleier zu unserer menschlichen Natur gehört und wir ihn nie ganz los werden, kann man ihn zur Seite schieben, und sei es auch nur für kurze Momente.

In diesen Momenten können wir UNMITTELBAR sehen.

Wir können dieses klare und unverstellte Sehen erleben, wenn wir HIN-sehen.
Das HIN-sehen gelingt uns dann, wenn wir von uns ab-sehen.
Dieses HIN-sehen ist zu vergleichen mit einem direkten auf etwas zugehen.

HIN-sehen ist hingehen mit den Augen.

In diesem Moment des HIN-sehens geht es (endlich mal) nicht mehr um uns.
Es geht nicht mehr darum, was wir gerade wollen (gut zeichnen), was wir erwarten (eine umwerfende Zeichnung) oder was wir denken (ich kann das nicht).

Beim HIN-sehen gehe ich aus mir heraus, ich verlasse mich selbst, als den Mittelpunkt meines Interesses.

Wenn ich von mir selbst absehe, SCHENKE ich dem Motiv meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
Es ist jene Aufmerksamkeit, die üblicherweise meiner eigenen Person gilt.

Für dieses Geschenk der uneingeschränkten Aufmerksamkeit werden wir vom Motiv großzügig belohnt.
Plötzlich ist es möglich, das Motiv als das zu sehen, was es ist.
Ich erkenne dessen einzigartige Existenz in diesem einzigartigen Augenblick.

In solchen Momenten können wir dem Motiv, dem, was es uns sagt, leicht und losgelöst mit dem Stift auf dem Papier antworten.

Das Motiv hat sich uns offenbart.

Man kann diese besonderen Momente des gelüfteten Schleiers nicht erzwingen, aber man kann ungezwungen darauf zugehen und die Wahrscheinlichkeit, sie zu erleben, aktiv erhöhen.

Es bedarf dafür gar nicht viel.

Hier einige gut wirksame “Tricks”:

1. Viel zeichnen.

2. Trotzdem zeichnen (jeder hat da sein eigenes “trotzdem”).

3. Seine eigenen Zeichnungen nie und niemals runter machen, nicht nur nicht vor anderen, sondern auch vor sich selbst nicht.

4. Für jede einzelne Zeichnung dankbar sein, unabhängig davon, was man gerade darüber denkt.

5. Jedem Motiv, sei es ein tatsächliches Wunder der Natur oder irgendwas Profanes, mit Staunen begegnen (Wow, so sieht das also aus).

Das Zeichnen selbst ist nämlich gar nicht schwierig, nur diese festgefahrenen Gedanken darüber loszuwerden, wie z. B. den Gedanken, Zeichnen sei schwierig, ist nicht immer ganz leicht.

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Warum die Bilder im Kopf nicht aufs Papier gehören.

Landschaft 3Neulich eine Email mit einer Frage:

„Bilder im Kopf…immer wieder…aber ich schaffe es nicht sie umzusetzen und auf´s Papier zu bringen…Rat? S.“

Meine Antwort:

Liebe S., ja, ich weiß, es wird immer wieder behauptet, es sei Kunst, wenn man das, was man sich (im Kopf) vorstellt, ganz genau zu Papier bringen kann. Diese Annahme ist so weit verbreitet, weil sehr viele einfach nicht mehr als das können wollen.

Mein Rat? Lass deine Bilder im Kopf – denn sie gehören dort hin, wo sie entstanden sind, nämlich im Kopf.

Es sind sicher wunderbare Bilder und dein Verstand denkt sie sich aus, weil er dadurch deine, dir innewohnende Kreativität zum Ausdruck bringt. Das ist auch gut so.

ABER: diese Bilder in deinem Kopf haben nichts mit den Bildern zu tun, die du in deinem Herzen hast. Zu diesen Bildern hast du vom Verstand her, also über den Kopf, keinen Zugang.

Deshalb weißt du sehr wahrscheinlich gar nicht, dass es diese Bilder gibt. Diese Bilder kannst du dir sichtbar machen, aber NUR und ausschließlich auf dem Papier. Wenn sie auf dem Papier erscheinen, lernst du sie selbst erst kennen.

Diese, DEINE Bilder, die unsichtbar in dir sind, musst du erlauben auf dem Papier zu entstehen. Sie trauen sich aber nur hervor, wenn sie sich bei dir sicher aufgehoben fühlen. Wenn du es dir angewöhnt haben solltest, das meiste, was du zeichnest, erst mal überkritisch zu beurteilen bzw. zu verurteilen, dann ist es deinen wahren inneren Bildern viel zu gefährlich, sich auf dem Papier zu zeigen.

Ich rate dir, schaff dir ein dickes Skizzenbuch an und zeichne nach der Natur.

Blätter die Seiten um und schaue dir deine Zeichnungen erst wieder an, wenn du das ganze Skizzenbuch voll gezeichnet hast. Ja, das ist schwierig durchzuhalten – nicht das Zeichnen, sondern das nicht Nachschauen, denn man hat sich ja so daran gewöhnt, sofort zu kontrollieren, wie es geworden ist. Du musst dich aber darin üben (wieder: nicht im Zeichnen, das geht von alleine) – du brauchst Übung darin, nicht automatisch auf deine Zeichnungen bewertend zu reagieren. Lass deine Zeichnungen eine nach der anderen entstehen, so selbstverständlich wie Äpfel vom Baum fallen. Wenn du das tatsächlich machst und 2 oder 3 Skizzenbücher lang durchhältst, verspreche ich dir, wirst du zu deinen Zeichnungen und zu dem, was du durch Kunst (malen oder zeichnen) ausdrücken willst, eine ganz neue Beziehung haben.

Du wirst dann nicht mehr vom Kopf ausgehend arbeiten wollen, weil inzwischen dein Herz die Gelegenheit hatte, sich dir auf dem Papier zu offenbaren. Deine Themen, deine Motive werden sich dir aufdrängen, weil sie wissen, dass sie bei dir in guten Händen sind.

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Gutes Zeichenpapier – weil du es dir wert bist

Der amerikanische Künstler Steve Martin ist vielseitig.
Er ist nicht nur als Schauspieler bekannt, sondern auch als Autor, Musiker und Kunstsammler.
Während einer Diskussionsveranstaltung über zeitgenössische Kunst im Getty Museum in Los Angeles, zu der er als Kunstkenner eingeladen war, fragte ihn jemand aus dem Publikum, ob er sich denn auch in der bildenden Kunst aktiv betätige.
Steve Martin antwortete, er sei ein so schlechter Zeichner, dass das Blatt Papier, auf dem er zeichnen würde, danach weniger wert wäre, als vorher.
Es wurde gelacht. Selbstverständlich weiß jeder, dass ein jegliches, von Steve Martin auch nur irgendwie bekritzelte Stück Papier sofort erheblich an Wert gewinnen würde.
Mir allerdings war gar nicht zum Lachen. Ich musste nämlich daran denken, dass viele, die gerne zeichnen, es oft nicht tun, weil sie tatsächlich davon überzeugt sind, dass ihre Zeichnungen nicht das Papier wert sind, auf dem sie sie anfertigen. Und das ist überhaupt nicht lustig.

Wir sind es gewohnt, den Preis einer Sache mit dessen Wert zu verwechseln. Weil wir an unsere Kunst nicht so einfach ein Preisschild heften können, glauben wir manchmal, sie sei es auch nicht wert mit Materialien gemacht zu werden, für die ein Preis bezahlt werden muss.
Der Geldwert eines Kunstwerks ist aber kein Wert an sich. Es ist nur ein behaupteter Wert. Ein Wert, auf den sich bestimmte Gruppen einigen, der anerkannt wird oder eben nicht.
Aber der Wert eines Menschen ist unantastbar und nicht verhandelbar. So auch alles, was ein künstlerisch tätiger Mensch erschafft und gestaltet.

Jeder, der sich künstlerisch ausdrückt, schafft einen Mehrwert. Man kann nicht ins Minus arbeiten.

Der eigentliche Wert des Papiers entsteht erst, indem man es zum Zeichnen benutzt und das gilt für jede einzelne Zeichnung von jedem einzelnen Künstler, egal ob dieser nun Steve Martin heißt oder Ernst Hugo Frohsinn.
Es macht keinen Unterschied, ob ich einer Eingebung folgend im Vorübergehen etwas auf´s Papier werfe oder mich drei Stunden konzentriert an den Zeichentisch setze. Das Ergebnis ist es in jedem Fall wert, wertgeschätzt zu werden.

Wir müssen nicht alle unsere Werke und jede Kritzelei im Tresor aufbewahren. Es ist völlig ausreichend, sie respektvoll zu behandeln.

Auch wenn man eine Zeichnung weglegt oder gar wegwirft, sollte man dies wertschätzend tun und nicht mit Verachtung.

Nur weil man glaubt, eine Zeichnung nicht mehr zu brauchen, heißt das nicht, dass das Zeichnen dieser Zeichnung nicht gebraucht wurde.

So wie ein Schritt dem anderen folgen muss, wenn man sich auf den Weg macht, um an einen bestimmten Ort zu gelangen und so wie jeder Gedanke zum nächsten führt, folgt jede Zeichnung der vorhergehenden.
Du kannst es dir nicht leisten, auch nur ein einzelnes Blatt Papier einzusparen, weil jede Zeichnung, so wie sie entstanden ist, nur entstehen konnte, weil es eine Zeichnung davor gab.

Mit jeder Zeichnung, gleichgültig was du über sie denkst, investierst du in den Wert deiner Arbeit.

Deine Wertschätzung muss sich auf dein gesamtes Schaffen beziehen und nicht nur auf die Arbeiten, die du für sehenswert erachtest.

Diese, des Sehens werten Zeichnungen konnten nur entstehen, weil du dich selbst, deine Arbeit und alle – wirklich alle – deine Zeichnungen wertgeschätzt hast.

Selbstverständlich kann man auf preiswertem Papier zeichnen, aber man muss wissen, warum man es tut.
Es ist ein Unterschied, ob ich es benutze, weil ich mir den reichlichen Gebrauch von Papier nur zu einem bestimmten Preis leisten kann oder ob ich absichtlich weniger Geld ausgebe, als ich müsste, weil ich vom Wert meiner Arbeit nicht überzeugt bin und mir teureres Papier nicht zugestehe.

Noch mal: Es ist nicht verkehrt, kostengünstiges Papier zu benutzen, wenn es nicht anders geht oder eine bestimmte Qualität bevorzugt wird, die nur zufällig nicht viel kostet.
Wenn man sich aber nur dafür entscheidet, weil man es sich nicht wert ist, macht man genau dadurch am Ende seine eigene Arbeit tatsächlich wertlos.

Du kannst dir das Zeichnen und den Gebrauch von Papier nicht so lange verkneifen, bis du eines Morgens aufwachst und du dich plötzlich „wertvoll“ genug fühlst, das Papier wert zu sein, auf dem du zeichnest.

Du erschaffst erst den Wert. Es ist dein Zeichnen, das dem Papier seinen Wert gibt. Du machst es wertvoll.

eine Million Dollar______________________________________________________

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Beim Zeichnen entdeckt man die eigene Sicht auf die Dinge

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Kunst zu machen ist lebenswichtig

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schale40Deine Kunst „zu machen“ gehört genauso zu dir, wie deine Arme und Beine, dein Herz, deine Stimme und einfach alles, was dich ausmacht. Von nichts aus dieser Aufzählung könntest du dich ohne verheerende Folgen trennen, und nicht nur du hättest unter diesen Folgen zu leiden, sondern alle Menschen, die dir wichtig sind, denn du könntest nicht mehr mit deiner ganzen Kraft, mit deiner ganzen Fülle, mit deinem ganzen Wesen, für sie da sein.
Wenn dir diese Aussage zu weit geht, solltest du vielleicht nicht weiterlesen, denn dieser Text handelt nicht von dir.
Kunst machen besteht nicht nur daraus die Kunst zu machen.
Man muss auch die Beziehung zu seiner Kunst und seine innere Einstellung dazu auf die Reihe kriegen.
Weil das aber die wenigsten tun, wundern sie sich, warum das Kunst machen ihnen so schwer fällt.
Wenn du Kunst machen willst, musst du aufhören, dich dafür zu schämen, wie du sie machst und DASS du sie machst.
Wenn dir das Wort schämen zu stark klingt, probiere es mit peinlich.
Peinlich kann einem in diesem Zusammenhang alles Mögliche sein:
dass man es nicht professionell genug macht, dass man es im falschen Raum macht, dass man es nicht oft genug macht, wie man den Stift hält oder weil man die eine Technik einer anderen vorzieht. Die Liste ist endlos.
Aber einfach aufhören, sich zu schämen, für was auch immer, geht nicht.
Zu sagen, hör einfach auf damit, ist so sinnlos wie einen Kranken aufzufordern, nicht mehr zu husten.
Im Prinzip geht es auch eher darum, das ’sich schämen‘ auszuhalten.
Wir müssen unser Leben und das, was wir tun, wichtig genug nehmen, um unsere Scham zu bemerken, sie anzuerkennen und damit umgehen zu wollen.
Wir lernen damit umzugehen, nicht indem wir anstreben, die Scham, das peinlich sein, für immer und ewig loszuwerden, sondern, wie es die Sozialforscherin Brené Brown ausdrückt „…,dass man sich damit abfinden muss, verletzlich zu sein.“ (Quelle: Die Welt, 3. 1. 2014)

Die Angst, das Wohlwollen und die Anerkennung der Gemeinschaft zu verlieren, ist dem Menschen angeboren.

Wir versuchen uns, verständlicherweise, unter allen Umständen davor zu bewahren. Wir gehen auf Nummer sicher, entweder indem wir einen Teil von uns verbergen und erst gar nicht in unsere Kunst einfließen lassen oder indem wir gar keine Kunst machen und uns selbst davon überzeugen, dass es Wichtigeres gibt.
Um seine Kunst wichtig zu nehmen, muss man wissen WARUM man sie macht.
WARUM willst du Kunst machen?
Die meisten von uns beschäftigen sich nur damit, warum sie ihre Kunst nicht machen können. Dafür finden sich immer schnell Gründe.
Man hat keine Zeit, keinen Platz, keine Fähigkeiten.
Gute Antworten, warum man Kunst macht, wären z.B. weil ich es will, weil es mir gut tut, weil ich meiner inneren Stimme folge.
Aber diese Antworten sind nicht wirklich stabil und wenn wir ehrlich sind, handelt es sich bei diesen Antworten meistens um Lippenbekenntnisse, die wir uns vorsagen, in der Hoffnung, es dann tatsächlich selbst glauben zu können.
Beim leisesten Gegenwind fallen diese Antworten um, denn dem Vergleich mit anderen Anforderungen unseres Lebens halten sie nicht stand.
Wir alle haben an irgendeinem Punkt unseres Lebens gelernt, stark zu sein – für andere.
Ohne mit der Wimper zu zucken, würden wir von der nächsten Klippe springen, wenn wir damit anderen helfen könnten. (von der Klippe springen kann bedeuten sein eigenes Leben verändern, beeinträchtigen, vernachlässigen)
Und wenn dich das Beispiel von der hohen Klippe nicht beeindruckt, dann gebe ich dir ein noch viel beängstigenderes: sich vor anderen lächerlich machen.
Ich wette, so mancher würde den Klippensprung einer Situation, in der man ausgelacht wird, vorziehen. Aber auch hier hängt es davon ab, wofür wir dieses Opfer bringen würden. Klar, es müsste schon mindestens dazu dienen, ein Leben zu retten – das eines anderen.
Mutig sein können ist für die wenigsten ein Problem. Nur die Anlässe für die sich das Mutig sein lohnt, die werden sehr genau unterschieden. Um ein solches Risiko einzugehen, das Risiko verletzt und verwundet zu werden, bedarf es schon sehr guter Gründe.
Also zusammengefasst: Man geht ohne zu zögern das Risiko ein, verletzt zu werden, wenn einem etwas sehr, sehr wichtig ist.
Traurigerweise ordnen die wenigsten von uns, die eigene Person und die eigene Arbeit in jene Kategorie ein, die mit dem Etikett „sehr, sehr wichtig“ beschriftet ist.
Dabei ist es das Wichtigste überhaupt, sich selbst am wichtigsten zu sein.
Und für dich speziell ist es wichtig, dein Kunst machen genauso wichtig zu nehmen, wie alles andere Wichtige auch!!!!
Im Flugzeug wird man vor dem Start ermahnt, im Notfall sich selbst zuerst die Sauerstoffmaske aufzusetzen, damit man überhaupt in der Lage ist, auch anderen zu helfen.
„Im Notfall“ also kennen wir die Prioritäten, aber ohne Not, also ohne Notwendigkeit, fällt vieles, was uns notwendig sein sollte, unbeachtet unter den Tisch.
Das Kunst machen, unsere Kunst zu machen, ist aber genau so eine Notwendigkeit. Wir wollen und können das nur nicht so einfach glauben.
Warum nicht?
Weil uns die Folgen, sie halbherzig oder sie gar nicht zu machen, uns nicht unmittelbar lebensgefährlich erscheinen.
Dabei bringen wir uns, ohne es zu merken, tatsächlich in Lebensgefahr und beeinträchtigen auch das Leben anderer.
Wenn wir unsere Kunst halbherzig machen, leben wir halbherzig.
Wenn wir halbherzig leben, freuen wir uns halbherzig, lachen wir halbherzig, erleben wir das Leben nur halbherzig.
Auf Dauer ist so ein halbherziges Leben schmerzhafter, als alle Verletzungen, die uns von anderen, für unsere Kunst und für unser Einstehen zu unserer, aus vollem Herzen entstandenen Kunst, zugefügt werden kann.
Du musst entscheiden, gehört meine Kunst zu machen zu meinem Leben oder nicht: Und da du das hier gerade liest, kennen wir beide die Antwort.
Nimm dich und alles, was zu dir gehört, endlich wichtig genug, um es in Kauf zu nehmen, verletzt zu werden und sei bereit, dich auslachen zu lassen.
Das soll nicht heißen, dass du dich völlig wehrlos fühlen sollst. Wenn du kannst, greifst du, wenn nötig, zur nächsten Sauerstoffmaske (das können Freunde sein, die dich tatsächlich unterstützen, Bücher oder eben die Arbeit selbst), aber lege deine innere Rüstung ab.
Diese Rüstung schützt dich nämlich nicht nur vor möglichen Angreifern, sondern macht dich auch taub und gefühllos für alles, was du brauchst, um dich wirklich und vollständig zu fühlen.
Wenn du dich also mit deiner Verletzlichkeit „abfindest“, du akzeptierst, dass sich verwundbar und angreifbar fühlen dazugehört, ist es plötzlich nicht mehr schwierig oder gar unmöglich deine Kunst tatsächlich zu machen.
Denn du weiß ja, WARUM du es tust.
Sei bereit, für deine Kunst von einer Klippe zu springen. (Und ja, es gibt Zeiten, da fühlt es sich genauso an.)
Plötzlich wirst du es unaufschiebbar wichtig finden, dir die nötige Zeit zu nehmen, den richtigen Ort zu finden und die passenden Materialien und die Geduld aufzubringen, dir Fähigkeiten anzueignen.
Weil es um dein Leben geht.
Und um ein Leben zu retten, tust du alles, was nötig ist.

 

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Ist meine Zeichnung jetzt eigentlich fertig oder nicht?

bass-143-kopieBeim Zeichnen geht es ja immer auch um´s Nicht-zeichnen.

Oder anders ausgedrückt:

Eine Zeichnung entsteht nicht nur durch die Linien, die gezeichnet werden, sondern auch durch die, die nicht gezeichnet werden.

Oder anders ausgedrückt:

Zeichnen bedeutet auch, rechtzeitig mit dem Zeichnen aufzuhören.

Daran dachte vielleicht auch der Dichter Yves Bonnefoy, als er schrieb:

„So schmal ist des Zeichners Strich, so umgeben noch von den großen Stränden der Leere.“

Zu merken, wann es Zeit ist aufzuhören mit dem Zeichnen ist Erfahrungssache.

Es gibt aber ein ganz sicheres Zeichen, durch das man erkennen kann, wann es soweit ist. Blöderweise wird dieses Zeichen oft missverstanden und, im Gegenteil, eher zum Anlass genommen erst recht weiterzuzeichnen.

Ja, wann ist denn nun meine Zeichnung fertig?

Die Antwort lautet:

Immer, wenn du dir während des Zeichnens genau diese Frage stellst, ist deine Zeichnung fertig.

Immer.

Punkt.

An dieser Stelle ist der Artikel fertig geschrieben. Da soll noch mal einer sagen, ich könnte mich nicht kurz fassen.

Falls dir das aber dann doch etwas zu knapp ist, will ich diese Antwort im Folgenden etwas ausführlicher erklären.

Wenn du jetzt weiter liest, musst du mir aber versprechen, ganz genau zuzuhören, denn es wird etwas kompliziert.

Diese Frage, ob die Zeichnung nun fertig ist oder nicht, ist eigentlich keine Frage, die beantwortet werden sollte.

Vielmehr ist diese Frage ein sicheres Zeichen. Sobald diese Frage in deinem Kopf auftaucht, ist sie ein sicheres Zeichen, dass du dich verwandelt hast. (Nein, nicht in einen Werwolf). In diesem Moment hast du dich von einem Zeichner, der eine Zeichnung zeichnet, verwandelt in einen Betrachter, der eine Zeichnung anschaut.

Der Betrachter einer Zeichnung hat mit dem Zeichnen einer Zeichnung nichts zu tun, und somit hast du, als Betrachter, gar nicht die Kompetenz diese Frage zu beantworten.

Theoretisch könnte sich diese Frage, ob die Zeichnung nun fertig ist oder nicht, nur der Zeichner, der zeichnet stellen.

Der kommt aber gar nicht auf die Idee, sich auch nur irgendwas zu fragen. Ein Zeichner versteht weder eine Sprache aus Wörtern noch spricht er sie. Ein Zeichner versteht nur Gefühle und handelt intuitiv.

Ein Zeichner weiß immer, ob seine Zeichnung fertig ist oder nicht und bringt dies zum Ausdruck, indem er zeichnet oder eben nicht.

Es ist immer nur der Betrachter einer Zeichnung der zweifelt, der hin und her überlegt und der glaubt, es bedürfe rational begründeter Argumente, um beurteilen zu können, ob eine Zeichnung fertig ist oder nicht.

Wenn dich also mitten im Zeichnen plötzlich diese Frage zwickt, weißt du, dass die Entscheidung in diesem Moment gefallen ist:

Die Zeichnung ist fertig.

Falls sich später herausstellen sollte, dass sie doch nicht fertig war, was immer seltener vorkommen wird, wenn du dich daran gewöhnst, diese Frage als ein Zeichen zu verstehen, kannst du auf jeden Fall sicher sein, dass du in diesem Moment fertig warst mit dem Zeichnen.

Nichts, was du vom Standpunkt des Betrachters aus der Zeichnung hinzufügst, wird der Zeichnung gut tun, denn der Betrachter kann nicht zeichnen.

Du hast die Verantwortung gegenüber der Zeichnung, das zu akzeptieren und die Zeichnung in diesem Moment loszulassen.

Es ist wichtig, das Auftauchen dieser Frage nicht zum Anlass zu nehmen, jetzt erst recht weiterzuzeichnen, auch wenn es dir als Betrachter völlig normal erscheint zu glauben, dass du beurteilen kannst, ob die Zeichnung noch zu verbessern oder gar zu retten ist.

Spätestens bei solchen Gedanken müssen bei dir sämtliche Alarmglocken läuten. Versuche diesen Einflüsterungen zu widerstehen und lege den Stift aus der Hand.

Du kannst nichts mehr tun und der Zeichner hat schon längst den Raum verlassen.

Zitat aus: Yves Bonnefoy, Wandernde Wege, 1997

 

 

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Der Radiergummi radiert deine Seele aus

ausradiertes SmileyHeute möchte ich….

Nein. Ich fang´ noch mal von vorne an.
Ich möchte….
Ach, was, das ist auch nicht gut.
Ich denke, ich will sagen….
Nein, halt. Ich mach´ es doch anders.
Liest da noch jemand, oder sind schon alle weg?
Ich jedenfalls würde einen Text, der so beginnt wie dieser hier, nicht lesen.
Offenbar weiß die Schreiberin nicht, was sie sagen will. Sie ist unsicher und nimmt jeden Satz, den sie beginnt sofort wieder zurück.
Jetzt stell dir mal vor, jemand würde auf diese Art eine Rede halten. Nach jedem Satz würde der Redner sagen, ach halt, das habe ich ja gar nicht so gemeint. Ich will es anders formulieren, nämlich so….
Und kurz darauf sagt er, ach nein, auch das scheint mir nicht treffend. Was halten Sie von folgender Formulierung? Und so weiter.
Das wäre kaum auszuhalten, oder?
Nicht nur würden die Zuhörer sofort jegliches Vertrauen in des Redners Kompetenz verlieren, auch der Redner würde sich nach kurzer Zeit nicht mehr trauen den Mund aufzumachen, da er ja selbst keinem seiner eigenen Worte über den Weg traut. Bald würde er nie mehr irgendwas laut aussprechen wollen.
Wenn man beim Zeichnen einen Radiergummi benutzt und immer wieder die Linien, die einem nicht gefallen, weil sie angeblich nicht treffend genug sind, sofort wieder ausradiert, verhält man sich genauso wie dieser Redner.
Schon nach kurzer Zeit traut man keiner seiner eigenen Linien mehr, beäugt sie kritisch, zweifelt sie an, will sie mit dem Radiergummi ungeschehen machen.
Eine gezeichnete Linie kann man aber nicht ungeschehen machen, man kann höchstens versuchen, sie zu „vertuschen“ und sie ausradieren (meistens mit häßlichen Spuren auf dem Papier).
Wer sich nicht nur mit Papier und Bleistift, sondern auch mit einem Radiergummi in Reichweite ans Zeichnen macht, vermittelt sich selbst eine sehr klare Botschaft:
– Ich will gar nicht wirklich zeichnen. Ich will am Ende nur eine perfekte Zeichnung vorweisen können und ich muss mit allen Mitteln verhindern, dass man meiner Zeichnung ansieht, dass ich nicht perfekt zeichnen kann.-
Wer jedoch seine eigenen Linien ständig mit dem Radiergummi bedroht, verdirbt sich die Freude am Prozess des Zeichnens. Er bemerkt gar nicht, dass es das Zeichnen selbst ist, das eine „gute“, das heißt lebendige und seelenvolle Zeichnung hervorbringt und nicht das „irgendwie Hinkriegen“ einer Zeichnung.
Der Radiergummi hilft nicht beim Zeichnen, er verhindert das Zeichnen.
Der Radiergummi verhindert das Entstehen von unerwarteten Einfällen und Zufällen.
Der Radiergummi kann nur zulassen, was schon bekannt ist.
Mit dem Radiergummi kontrolliert und zensiert der Zeichner seine spontane Kreativität und individuelle Ausdruckskraft.
Beim Zeichnen die Kontrolle behalten zu wollen und zu müssen, stammt noch aus einer anderen Zeit und gehört zu einer anderen Anwendung des Zeichnens.
Die zeichnende Hand mit Hilfsgeräten zu kontrollieren und deren Ausführungen zu korrigieren ist ein Relikt aus dem Prä-Computericum. Damals war man auf Hilfsmittel wie Lineal, Zirkel und auf den Einsatz von Radiergummis angewiesen, da man exakte Pläne nur mit der Hand zeichnen konnte.
Obwohl heutzutage Computerprogramme sicherheitsrelevante Fehlerlosigkeit garantieren, hat sich die Anforderung beim Zeichnen grundsätzlich stets korrekt und genau sein zu müssen, bis heute erhalten.
Nach wie vor gilt bei vielen Menschen Fehlerlosigkeit als grundlegendes Bewertungskriterium für eine gute Zeichnung.
Das hängt damit zusammen, dass zwei unterschiedliche Paar Schuhe den selben Namen tragen.
Sowohl das technische Zeichnen wurde und wird ganz allgemein mit „dem“ Zeichnen gleich gesetzt, als auch das kreative und gestaltende Zeichnen.
Deshalb kommt es auch heute noch immer wieder zu solch merkwürdigen Aussagen, wie: Ich kann nicht zeichnen, denn ich kann noch nicht mal eine gerade Linie ziehen.
Die einzige passende Antwort darauf wäre:
Herzlichen Glückwunsch, du bist also keine seelenlose Maschine.
Es zeichnet einen Menschen geradezu aus, dass er eben keine exakt gerade Linie ziehen kann.
Wer ohne den Einsatz eines Radiergummis zeichnet, wird immer eine lebendige und authentische Zeichnung anfertigen.
Wie auch immer der Zeichner sich entscheidet, ob er seine Linien auf dem Papier stehen lässt, wie sie ihm aus dem Stift fließen oder ob er weitere Linien über die vorherigen legt, er wird stets aus voller Seele zeichnen.

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Die gut gemeinte Meinung anderer Künstler

 

drums19Es ist unter Zeichnern und Malern weit verbreitet zu glauben, man unterstütze einander, indem man sich kritisiert und auf vermeintliche Fehler aufmerksam macht. (Diese Seite sei zu breit, jene Linie zu kurz).

Viele Künstler bitten um die Meinung anderer.
(Was meinst du, sollte ich daran noch weiter machen, sollte ich den Hintergrund verändern, sollte ich das grün oder rot machen?)

Es findet sich dann immer schnell eine wohlmeinende Person, die auf solche Fragen bereitwillig antwortet.
Ich jedenfalls weiß genau, spätestens, wenn man mich nach meiner Meinung fragt, habe ich plötzlich eine.

Die Frage ist, ob diese, meine Meinung für irgendjemanden von Bedeutung sein könnte.

Selbstverständlich nicht und ich möchte erklären, warum.

Wir alle haben ständig zu allem irgendeine Meinung, sei es zur Haarfarbe der Freundin oder zum geblümten Hemd des Nachbarn. Und wir halten unsere Meinung selbstverständlich für wahr.
(Der Nachbar hätte schon längst eine Freundin, wenn er sich geschmackvoller kleiden würde. Die Freundin wäre viel hübscher, wenn sie sich die Haare nicht blau färben würde.)
„Diese Meinungen sind doch unwiderlegbar richtig, oder?
Ist es nicht wahr, was ich da denke?
Jemand sollte es diesen beiden endlich mal sagen. Das wäre doch ein Akt der Nächstenliebe und jeder, der offen und ehrlich seine Meinung sagt, will doch nur das Beste.
Natürlich wollen die Betroffenen das nicht unbedingt hören. Nicht alle sind bereit, unbequeme Wahrheiten über sich zu erfahren. Aber ich opfere mich, ich ziehe den schwarzen Peter freiwillig und sage ihnen, dem Nachbarn und der Freundin, was ich wirklich denke. Ich fühle mich verpflichtet, ihnen zu helfen.“
Solche oder ähnliche Gedanken können mich dazu bringen, anderen, mit den besten Absichten, meine Meinung zu sagen, oder auch jemandem, der verunsichert ist und mich darum bittet, sie ihm ungeschminkt zu unterbreiten.
Durch jede geäußerte Meinung erzählt derjenige, der diese Meinung vertritt, jedoch mehr über sich selbst, als über das Thema und die Person, auf die sie sich bezieht.
Warum eigentlich glaube ich zu wissen, dass der Nachbar mit einem Partner besser dran wäre und warum glaube ich zu wissen, dass meine Freundin nicht hübsch ist? Warum bin ich dieser Meinung?
Ich meine das, weil diese Meinungen mit einigen von meinen Glaubenssätzen, die ich persönlich grundsätzlich über das Leben habe, übereinstimmen: ‚Frauen haben nach allgemein anerkannten Maßstäben hübsch zu sein.`und ‚Man(n) kann nur in einer Partnerschaft glücklich werden.‘
Das ist natürlich völliger Blödsinn, aber diese (unbewussten) Glaubenssätze muss ich dringend gründlich hinterfragen und sie dann bewusst ändern.
Wenn ich diesen beiden, der Freundin und dem Nachbarn gefragt oder ungefragt, meine Meinung sagte, hätte diese nichts mit deren Leben zu tun, sondern ausschließlich mit meinem eigenen, und hätte somit keinerlei Wert für sie.Auch dann, wenn sie diese Meinung vielleicht wertschätzten, weil sie selbst zu verunsichert sind,(z.B. aufgrund der unzähligen Meinungen, die da draußen herumschwirren), um sich auf ihr eigenes Gefühl und ihren eigenen gesunden Menschenverstand zu verlassen, hätte ich ihnen mit meiner Meinung keinen guten Dienst erwiesen.
Ich hätte ihnen einfach nur noch irgendeine weitere Meinung aufgedrückt.
Wenn sie es wollten, könnten sie sich nun meiner Meinung anschließen, um andere Meinungen leichter nicht zu hören.
 
Mal ehrlich, bist du daran interessiert ein Kunstwerk zu sehen, dessen Macher Wert auf deine Meinung gelegt hat?
Ich jedenfalls will Kunst sehen, die unabhängig von meinen eigenen Vorstellungen entstanden ist und mir etwas zeigt, was ich so noch nicht gesehen habe und zwar etwas, was ausschließlich nur dieser einzigartige Künstler mir sagen oder zeigen kann.
Ich brauche keine Kunst, von der ich glaube, sie sei durch meine Meinung besser geworden.
Kunst machen fühlt sich nicht immer leicht an. Man kann sich als Künstler verdammt einsam fühlen. Wenn man nicht aufpasst, gerät man als Künstler schnell in eine Abwärtsspirale der Selbstzweifel und Selbstvorwürfe (Du bist nicht gut genug. Wofür hältst du dich eigentlich? Das hat doch alles keinen Sinn.)
Es sind nicht immer nur Künstler, die sich mit diesen Dämonen herumschlagen, aber Künstler sind für sie besonders anfällig, weil es ihre Aufgabe ist, dem Leben etwas hinzuzufügen, einen Wert zu erschaffen, der sich an nichts messen lassen kann, weil er für sich steht.  
Man macht es sich nicht dadurch leichter, jemanden, auch nicht einen anderen Künstler, um dessen Meinung zur eigenen Kunst zu bitten. Auch jeder Künstler redet am Ende immer nur über sich selbst.
Ich entwickle mich nicht dadurch weiter, indem ich mir Meinungen unterbreiten lasse, wie ich, als Künstler, an einem bestimmten Punkt weiter vorgehen sollte.
Die wirkliche Herausforderung für einen Künstler besteht darin, an seiner Arbeit tatsächlich dranzubleiben, anstatt sich durch Zweifel und Zweifler ablenken zu lassen, und sich Vorbilder zu suchen,
Vorbilder, die ihn wirklich und unmittelbar inspirieren.
Solche Vorbilder, die eigenständig genug sind, keinem die eigene Meinung aufdrücken zu wollen, sondern solche, die einfach nur sind wie sie sind.
Solche Vorbilder beflügeln den Arbeitsprozess und erleichtern das eigene „immer Weitermachen“.
Wenn man sich mitten im Arbeitsprozess befindet, fühlt es sich oft so an, als trete man auf der Stelle und es müsse doch endlich mal irgendwie weitergehen.

Man glaubt, die Stelle, an der man sich gerade befindet, kann nicht die richtige sein, aus dem einfachen Grund, weil man sich gerade dort befindet.

Man will doch schließlich voran kommen, oder?
Es ist verständlich, dass da die Meinungen anderer einem als Hilfestellung sehr gelegen kommen (du musst es so und so machen, du musst mal das und jenes ausprobieren), weil sie einem vorgaukeln, man müsse nur irgendetwas anders machen, um sich weiterzuentwickeln, um weg zu kommen, von da, wo man gerade ist.
Wenn jedoch jeder wirklich an seiner Arbeit dran bliebe und das, woran er gerade arbeitet und die Veränderungen im Prozess, die sich daraus von selbst ergeben, akzeptieren und respektieren würde, würde er sich so schnell weiterentwickeln, dass ihm (rückblickend) schwindlig würde.
Ich will es hier ganz deutlich sagen:
Ein Künstler sollte kein einsamer Einzelkämpfer sein müssen. Wenn man sich den Meinungen anderer verschließt, bedeutet das nicht, dass man ein asozialer Mensch ist, es bedeutet, dass man ein selbst denkendes Individuum ist, das eine Gesellschaft bezüglich ihrer allgemeinen Ansichten (und eben Meinungen) herausfordert, statt sich ihnen anzupassen.
Ein Künstler braucht, wie jeder andere Mensch, Gefährten und Freunde, die er sich genauso sorgfältig aussuchen sollte und die genauso gut zu ihm passen sollten, wie seine von ihm gewählten Materialien.
In einer sich gegenseitig unterstützenden Gemeinschaft kann man sich sicher genug fühlen, Wege zu wählen, die alleine zu gehen, man sich vielleicht nicht gewagt hätte.
Eine Gemeinschaft mit ähnlichen Werten und Ansprüchen hilft, sich und die eigene Arbeit aus einer wertschätzenden Perspektive zu erleben. Innerhalb so einer, zugegebenermaßen, idealen Gemeinschaft, erfährt man genug Zuspruch und Anerkennung, um die ständig am Horizont winkenden Selbstzweifel, auf gebührendem Abstand zu halten.

Man muss aber auch sehr gut aufpassen, nicht in eine Gemeinschaft zu geraten, von der man sich bewusst oder unbewusst die Richtung seiner Arbeit vorschreiben lässt, nur weil es dort üblich ist, sich an den vorherrschenden Meinungen zu orientieren.

 

Die Angst vorm Zeichnen

Rose201Du fühlst dich zu Papier und Stiften hingezogen.

Stundenlang ungestört in einem Schreibwarenladen zu stöbern, nennst du einen gelungenen Nachmittag.
Du blätterst gerne in Zeichenlehrbüchern. Manchmal kaufst du eines, nimmst es danach aber nie mehr in die Hand.
Die Vorstellung, auf einer Reise alles Sehenswerte und Interessante in einem Skizzenbuch festzuhalten, lässt dich sehnsuchtsvoll seufzen.
„Ach, wäre das schön“, denkst du, aber die wenigen Male, die du tatsächlich den Stift auf´s Papier gesetzt hast, kannst du an einer Hand abzählen.

Erkennst du dich in dieser Beschreibung wieder?

Was ist das nur? Du willst zeichnen, du hast wirklich Lust dazu, aber du tust es nicht.

Es gibt darauf eine ganz einfache Antwort:

Du hast Angst.

Du hast so viele beängstigende Gedanken übers Zeichnen angesammelt, dass du davor immer wieder zurückschreckst und dich nicht traust, es tatsächlich zu tun.

Im Folgenden habe ich ein paar dieser „Angstmacher“ aufgelistet, die sich vielleicht unbemerkt, bei dir eingenistet haben, und dir die Freude am Zeichnen vermiesen.

1. Eine Landschaft mit Fluss und Gebirge in 10 Minuten oder schneller.
(die Angst, zu versagen)
Du nimmst dir zu viel vor.
Wer auf die Schnelle was Hübsches zeichnen will, wie nur mal eben den 180 Grad Panoramablick aus dem Fenster, fühlt sich schon erschöpft und überfordert, bevor überhaupt der Zeichenblock ausgepackt ist.

„Man kann ja auch den schönen Ausblick einfach mal so genießen“, sagst du dir, und fängst mit dem Zeichnen erst gar nicht an.

Selbstverständlich kann man überall und zu jeder Zeit schnelle Zeichnungen anfertigen.
Wenn du es wirklich eilig hast, triff eine blitzschnelle und konkrete Entscheidung, was genau du in dieser kurzen Zeit zeichnen möchtest.

Zeichne einen einzelnen Baum vor dem Fenster oder einen einzelnen Schornstein, anstatt das ganze Rheintal mit sämtlichen Hügeln und Tälern mal eben auf ein einziges Blatt Papier bringen zu wollen

2. Zeichnung, Zeichnung an der Wand, welche ist die Schönste im ganzen Land?
(die Angst, nicht gut genug zu sein)

„Wenn ich mir jetzt schon die Mühe mache, muss diese eine Zeichnung aber ganz besonders schön werden“, sagst du dir vielleicht, und der nächste Gedanke ist dann: „Ach je, dann lass ich es lieber.“

Erwischt?

Die „Wenn schon/denn schon“ -Einstellung trägt nicht gerade dazu bei, entspannt den Zeichenstift in die Hand zu nehmen.
Wir sind es gewohnt, Alles und Jeden zu beurteilen, zu vergleichen, zu bewerten.
Jedes Kind, das auf ein gemaltes Bild eine bewertende Note bekam, egal ob eine gute oder schlechte, hat dadurch etwas für´s Leben gelernt: Du bist nur gut, wenn du etwas machst, was andere gut finden.
Die Angst, etwas nicht gut genug zu machen, sogar, wenn niemand guckt, ist manchmal überwältigend.
Überwinden kann man diese Angst nur, indem man bereit ist, durch diese Angst hindurchzugehen, sie auszuhalten und es „trotzdem“ macht, indem man trotz dieser Angst zeichnet.
Man muss sogar damit rechnen, speziell dieser Art von Zeichen-Angst immer und immer wieder zu begegnen und immer und immer wieder mit offenen Augen und mit gespitztem Stift, geradewegs durch sie hindurch marschieren zu müssen, bevor diese Angst ein wenig nachlässt. Man muss auch damit rechnen, dass sie nie ganz verschwindet, aber mit der Zeit wird es einem immer leichter fallen, sie zu ignorieren.

3. Zeichnen ist schön, aber richtig zeichnen ist doof.
(die Angst vor Zeichenregeln)

Vielleicht ist dir ja schon mal aufgefallen, dass du, immer wenn du zeichnen möchtest, glaubst, es auf eine bestimmte Weise tun zu müssen. Aber genau so, wie du glaubst, es tun zu müssen, dazu hast du keine Lust, also tust es nicht.

Es gibt viele Menschen, die ganz genau wissen, was man zu tun und zu lassen hat und dieses vermeintliche Wissen großzügig mit anderen teilen.
Wie zum Beispiel meine Kunstlehrerin in der 10. Klasse:
Ich hatte entdeckt, dass sich der Strich eines weichen Bleistiftes mit dem Finger zu einer grauen Fläche verwischen lässt. Ich war begeistert. Ich hatte eine Methode gefunden, bei einer Bleistiftzeichnung Schatten darzustellen.
So zeichnete und wischte ich fröhlich vor mich hin, bis zu dem Moment, in dem mich meine Kunstlehrerin darauf hinwies, man (!) darf (!) nicht (!) beim Zeichnen wischen. Stattdessen, so erklärte sie mir, solle man stets ordentlich schraffieren.
Ich kann heute noch die Enttäuschung spüren, als mir klar wurde, dass mir Zeichnen niemals mehr Freude machen würde, weil mir das Schraffieren keine Freude machte. Ohne zu schraffieren, war Zeichnen nicht erlaubt.
Ich liebte es zu zeichnen, aber so wie ich dachte, dass es „richtig“ sei zu zeichnen, fand ich es doof
Es hat mindestens 10 Jahre gedauert, bis mir klar wurde, was für ein unglaublicher Unsinn diese Regel ist.

4. Es gibt Wichtigeres zu tun, als zu zeichnen
(die Angst, seine Zeit zu verplempern)

Natürlich glaube ich keine Sekunde, dass es etwas Wichtigeres gibt als Zeichnen, aber auch diese Meinung wird gerne in Umlauf gebracht, und wenn man nicht aufpasst, teilt man diese Meinung, ohne es zu merken.

Warum mit Zeichnen seine Zeit verplempern, wenn es tausend nützliche Dinge zu tun gibt?
Ich könnte hier noch bis morgen früh darüber schreiben, warum die mit Zeichnen verbrachte Zeit eine sehr nutzbringende ist, aber ich mache es mal (relativ) kurz:

Wer zeichnet, erfindet und erschafft Neues, er denkt neue Gedanken, entwickelt Ideen und macht Entdeckungen. Zeichnen sorgt für einen klaren Blick auf´s Wesentliche, fördert die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und trainiert, Zusammenhänge schnell und präzise zu erkennen.

Hat jetzt etwa noch Jemand Zweifel daran, dass Zeichnen wichtig ist, für einen selbst und für das Allgemeinwohl?
Nein? Sehr gut. Ich will auch nichts anderes mehr hören.

5. Für wen mache ich das hier eigentlich alles?
(die Angst, es jemandem nicht recht zu machen)

Das ist eine gute Frage, oder?
Ich stelle sie noch mal etwas genauer und gleich noch ein paar mehr Fragen dazu:

Für wen zeichnest du, wenn du zeichnest?
Wem, glaubst du, sollen deine Zeichnungen gefallen?
Wer entscheidet mit, was du zeichnest?
Wer schaut dir, unsichtbar, beim Zeichnen über die Schulter?

Ich wette, wenn du ehrlich zu dir bist, fallen dir ganz schnell einige Namen ein.

Bei mir z.B. hat jahrelang diese Kunstlehrerin aus der 10. Klasse sofort missbilligend den Kopf geschüttelt, sobald ich einen Bleistift auch nur angeschaut habe.
Wie ist das bei dir? Zeichnest du für andere oder für dich selbst?

Ich hoffe, es ist dir inzwischen klar geworden, dass es immer nur die eigenen Gedanken sind, die einem Angst vorm Zeichnen einjagen und Gedanken kann man ändern.
Also: Glaube nicht alles, was du denkst. Und vor allem: Glaube nicht alles, was du übers Zeichnen denkst.

Ich wünsche dir viel Freude beim Zeichnen!

 

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Mühelos zeichnen

flute34Vor einigen Jahren zeichnete ich ein Mal in der Woche in einem großen Gemeinschaftsatelier, das von mehreren Künstlern gleichzeitig genutzt wurde.

 Ich zeichnete dort Still-Leben nach mitgebrachten Gefäßen und Zweigen.

An einem Tag hatte ich keine Lust mich mit der Vase, die vor mir stand, zu beschäftigen. Ich wusste nicht, was ich sonst zeichnen wollte und so begann ich auf dem Bogen Papier, den ich mit zwei Klammern an einem Zeichenbrett auf einer Staffelei befestigt hatte, mit einem Stück Kohle Linien zu ziehen.

Ich zeichnete also nicht, um zu zeichnen, sondern ich zeichnete, um nicht nicht zu zeichnen.

Zunächst fand ich es langweilig und es war mir vor mir selbst ein bisschen peinlich, dass mir nichts Aufregenderes einfiel, als einfach nur Linien zu ziehen. Aber solange ich keine andere Idee hatte, wollte ich damit fortfahren.

Die Kohle in meiner Hand machte ein leises Geräusch, als ich sie mit einer langen Armbewegung über die gesamte Breite des Papieres zog. Es klang so, als hörte man durch ein geöffnetes Fenster, unten auf der Straße, ein Auto über den nassen Asphalt fahren.

Ich zeichnete eine Linie nach der anderen. Sie sahen alle unterschiedlich aus, und ich begann genauer hinzuschauen.
Je nachdem, welche Haltung ich einnahm, wie ich die Kohle in der Hand hielt, ob ich sie schnell oder langsam führte und welchen Druck ich auf die Kohle ausübte, veränderte sich die Spur, die sie auf dem Papier hinterließ.
Die Regel, die ich zu Beginn aufgestellt hatte, lautete, die am linken äußeren Rand aufgesetzte Kohle erst wieder vom Papier zu heben, wenn der rechte äußere Rand erreicht war.

Vor meinen Augen entstanden abwechslungsreiche Gebilde. Manchmal brach ein Stück der Kohle ab, und der breite samtige Strich aus Kohlestaub veränderte sich abrupt in eine zarte nervöse Linie, die jedes Zittern meiner Hand aufzeichnete.

Auf dem Weg zum Waschbecken, wo sie ihre Pinsel auswaschen wollte, blieb eine der Atelier-Künstlerinnen hinter mir stehen und schaute auf mein Blatt.

„Was machst du da?“ fragte sie.
Ich hatte keine Ahnung, was ich ihr antworten sollte. Dann hörte ich mich selbst sagen:
“ Ich übe mich darin, eins nach dem anderen geschehen zu lassen.“
Plötzlich war mir klar geworden, was ich da machte.

Und ich fügte hinzu:“Ich lasse die Zeichnung geschehen.“

„Ah ja“, entgegnete sie, „ich verstehe“, dabei sah sie mich von der Seite an, als wolle sie prüfen, ob es mir auch wirklich gut geht.

Sie hob das Glas mit den verkrusteten Pinseln in die Höhe, um mir anzudeuten, dass sie noch zu tun habe und ging weiter.

Wieder allein vor meiner Staffelei stehend, dachte ich darüber nach, was ich soeben gesagt hatte.

„Ich übe mich darin, eins nach dem anderen geschehen zu lassen“ und

„Ich lasse diese Zeichnung geschehen.“

Jede Zeichnung, so wurde mir bewusst, zeichnet sich im Grunde selbst.

Sobald der Zeichner es schafft, sich, abgesehen von wenigen Vorgaben, wie Material und Motiv, den eigentlichen Zeichenprozess nicht kontrollieren zu wollen, „geschieht“ eine eigenständige Zeichnung.

Die durchgehenden und sich doch stets verändernden Linien vor mir auf dem Blatt Papier, brachten das ganz deutlich zum Ausdruck.

Beim Zeichnen bringe ich meine Lebenszeit mit der Zeit der Zeichnung in Übereinstimmung.

Für die Dauer des Zeichnens wird mein Atmen, mein Herzschlag und alles, was ich in dieser Zeit verkörpere, durch den Stift auf das Papier übertragen.
Und mehr braucht es nicht.
Eine Zeichnung wird dann ganz von selbst zum Ausdruck meines, in der Zeit des Zeichnens gelebten Lebens und somit eine
durchs Leben gefühlte mit Leben gefüllte Zeichnung.
 
Wenn ich eine Zeichnung beginne, bin ich manchmal ungeduldig und es geht mir nicht schnell genug. Ich will die fertige Zeichnung endlich vor mir sehen und ich fange an, über die Zeichnung zu bestimmen.
So soll sie aussehen, und so und so und so, und jedem Gedanken lasse ich einen Strich folgen und mit jedem Gedanken will ich die Zeichnung kontrollieren.
Schließlich bin ich ja diejenige, die wissen muss – so empfinde ich es dann in solchen Momenten – wie die fertige Zeichnung auszusehen hat.
Ich reiße den Zeichenprozess an mich.
Bei dieser Art von Zeichnen, „denke“ ich die Zeichnung in ihre Fertigstellung.

Eine solche Zeichnung ist dann aber keine authentische Zeichnung, sondern nur ein Abbild, wenn nicht gar eine Fälschung ihrer selbst, denn es gab sie schon zuvor, nämlich im Kopf des Zeichners.

Eine authentische Zeichnung kann ich in meiner Vorstellung aber nicht vorwegnehmen, kann sie nicht wie einen Schnappschuss mit der Kamera zuerst in meinem Kopf entstehen lassen, um sie, quasi nachträglich, nur noch mit dem Stift auf´s Papier zu übertragen.

 Eine authentische Zeichnung entsteht immer erst während der vergehenden Zeit, denn eine Zeichnung ist immer Aufzeichnen von Lebenszeit.

Eine Zeichnung „geschieht“, so wie im Moment des Zeichnens das Leben des Zeichners „geschieht“.

Das ist auch der Grund, warum uns manche Zeichnungen, z.B. von Schiele oder Rembrandt, auch nach vielen Jahrzehnten oder nach Jahrhunderten so lebendig erscheinen, so spürbar gegenwärtig, als seien sie eben erst entstanden.

Solche Zeichnungen sind authentische Spuren gegenwärtig gelebten Lebens und sie existieren immer in der Gegenwart.

Sie sind ewig lebend und können niemals Vergangenheit werden.

Was diese Linien darstellen und verkörpern, existiert stets im Jetzt.

Der Zeichner, wenn er es schafft sich von seinen Projektionen in die Zukunft und seinen Vor-Urteilen aus der Vergangenheit zu lösen, also keine vorgefasste Vorstellung im Kopf hat, der er glaubt zeichnend entsprechen zu müssen, erlaubt der Zeichnung, während der gemeinsam erlebten Zeit, in einem natürlichen Prozess zu entstehen. Die Zeichnung geschieht.

 An jenem Vormittag in diesem Gemeinschaftsatelier, habe ich viel über das Zeichnen gelernt.

Ursprünglich hatte ich ja diese Linien nur gezeichnet, um nicht

nicht zu zeichnen. Dadurch war ich, ohne es beabsichtigt zu haben, plötzlich völlig losgelöst von irgendwelchen vorgefassten Erwartungen an eine fertige Zeichnung. Ich befand mich meinem eigenen Zeichnen gegenüber in einer Beobachtungsposition und ich konnte das Zeichnen quasi von außen sehen.

Ich erkannte, dass ich die meiste Zeit meinem eigenen Zeichnen im Weg stand, weil ich glaubte, ich müsste etwas Bestimmtes tun, müsste alles Mögliche beachten und mich selbst und den Stift auf eine bestimmte Weise kontrollieren.

Fast immer empfand ich das Zeichnen als mehr oder weniger anstrengend. Das war auch der Grund, warum ich an diesem Tag keine Lust hatte diese Vase zu zeichnen. Ich wollte zwar zeichnen und ich war auch mit der Absicht zu zeichnen ins Atelier gekommen, aber dort angekommen, empfand ich das Zeichnen, wie schon so oft zuvor, als lästig und anstrengend und ich spürte einen starken inneren Widerstand.

Aber in diesem, in dem von mir bis dahin bekannten Zeichnen losgelösten Moment, wurde mir klar, dass ich mir selbst, dem Zeichnen und der Zeichnung nur im Weg stand, wenn ich mich bemühte, eine bestimmte Zeichnungs-Erwartung entsprechen zu wollen und das mich das viel Energie kostete.

Ich verstand, dass Zeichnen nichts ist, bei dem man mit Mühe und Anstrengung weiterkommt.

Seit damals habe ich das Zeichnen niemals mehr als schwierig empfunden.

Wenn ich es erlaube – und das ist wichtig hier, ich muss mich dazu entschließen, es zuzulassen – wenn ich es also mir und der Zeichnung erlaube, gleichzeitig zu sein und zu geschehen, dann ist Zeichnen mühelos.

Es stimmt, es ist manchmal schwierig, DASS man zeichnet, eben weil man so viele vorgefassten Meinungen übers Zeichnen im Kopf hat und auch immer wieder von allen Seiten in den Kopf gesetzt bekommt, wie z. B. dass das Zeichnen eben mühevoll und anstrengend sei.

Aber wenn man es dann tut, wenn man zeichnet, verlangt das Zeichnen von einem überhaupt nicht viel.

Man muss nur in diesem Moment, im Hier und im Jetzt, seinen Stift, sein momentanes So-Sein und seine ungeteilte Aufmerksamkeit zur Verfügung stellen und die Zeichnung kann geschehen – mühelos.

Freude am Zeichnen macht nicht das Er-Gebnis, sondern das Er-Lebnis

SilberschmiedEs geschieht immer wie von selbst. Es funktioniert wie irgendein verdammter Mechanismus, der ausgelöst wird, sobald man mit der Absicht zu zeichnen, einen Stift in die Hand nimmt.

Von „ich möchte so gerne zeichnen“ wechselt der innere Modus sofort auf „jetzt muss ich zeichnen“ und schaltet dann noch einen Gang weiter in „jetzt kommt es darauf an, dass ich gut zeichne“.

Ruckzuck hat sich der Wunsch zu zeichnen verwandelt in eine Forderung. Eine Forderung, die uns völlig über-fordert, weil wir gar nicht wissen, WAS genau wir von uns verlangen. Was sollen wir denn eigentlich jetzt tun und wofür soll das gut sein? Macht das überhaupt Sinn?

Dass wir uns vor noch gar nicht so langer Zeit, so vor ungefähr 20 Sekunden, auf das bevorstehende Zeichnen gefreut haben, kurz bevor der Zeichenblock aufgeschlagen wurde und bevor wir den Stift in der Hand hielten, haben wir völlig vergessen.
Was? Zeichnen soll ich? Kann ich nicht!

Das Wort „zeichnen“, so schlicht und unschuldig es daher kommt, hat es in sich.
Selten darf es mal nur das sein, was es ist, ein Verb, das für eine bestimmte Tätigkeit steht.

Kaum ein Wort ist so belastet mit Vorurteilen, Schamgefühlen und der Angst zu versagen, wie dieses Wort.
Wahrscheinlich ist das Wort „zeichnen“, dasjenige, das am häufigsten gemeinsam mit „ich kann nicht“ ausgesprochen wird.

Noch nie habe ich in den vielen Jahren, in denen ich zeichne, mich intensiv mit dem Zeichnen beschäftige und mit unzähligen Menschen über das Zeichnen gesprochen habe, von Jemandem  auch nur einmal den Satz „ich KANN zeichnen“ gehört.
Von sich selbst zu sagen, man könne zeichnen, wird als ungeheure Anmaßung empfunden, eine Behauptung, der man glaubt, nicht standhalten zu können.
„Zeichnen können“ wird automatisch gleich gesetzt mit „jederzeit perfekt zeichnen können“.

Wenn also Zeichnen so etwas unvorstellbar Schwieriges ist, das, wenn überhaupt nur in höchster Vollendung getan werden sollte, um sich nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, warum sind wir dann überhaupt jemals auf die Idee gekommen, zeichnen könnte uns Freude bereiten?

Ganz einfach: Wir haben uns aufs Zeichnen gefreut, solange wir noch nicht daran gedacht haben, dass wir, um zu zeichnen, tatsächlich zeichnen müssen.
Wir haben uns nicht auf die Tätigkeit des Zeichnens gefreut, sondern auf das, was wir mit dieser Tätigkeit verbinden.
Wir haben uns darauf gefreut, was wir erleben werden beim Zeichnen und auf die Erfahrungen, die uns das Zeichnen ermöglicht.
Wir haben uns so lange auf das Zeichnen gefreut, bis uns klar geworden ist, von einer Sekunde auf die andere, dass wir uns in eine Unternehmung hinein manövriert haben, aus der es nur zwei Auswege gibt:
Entweder wir machen das hier richtig genial oder wir versagen völlig. Es gibt nur grandios gewinnen oder peinlich scheitern.

Ursprünglich hatten wir uns auf das Erlebnis des Zeichnens gefreut, aber sobald es tatsächlich ans Zeichnen geht, darum echte und sichtbare Linien auf dem Papier zu ziehen, wird in unserem Kopf plötzlich dieser Schalter umgelegt, und wir denken nicht mehr an das Erlebnis, sondern an das Ergebnis des Zeichnens.
Zeichnen hat dann plötzlich nichts mehr mit Freude zu tun, sondern mit Mühe und Erfolgsdruck.

Diese, meistens von schmerzhaften Erfahrungen in der Vergangenheit gespeisten Gedanken, die behaupten, man solle das Zeichnen lieber gleich sein lassen, weil nichts Gutes dabei herauskommen wird, kann man aber austricksen.

Wenn diese Gedanken uns das Zeichnen ausreden wollen, bitte sehr, sollen sie doch.
In Wirklichkeit geht es uns nämlich gar nicht ums Zeichnen. Wir wollen doch ganz was anderes.
Zu sagen „ich möchte gerne zeichnen“ ist doch nur eine sehr ungenaue Formulierung für etwas ganz anderes, für etwas, das über das Zeichnen, wie es allgemein verstanden wird, weit hinaus geht.

Statt „ich möchte gerne zeichnen“, kann man sagen:
„Ich möchte gerne beobachten“ und „ich möchte gerne entdecken“ und „ich möchte gerne erleben, erfahren, erkunden, erkennen, betrachten, durchschauen, erforschen, herausfinden.“

Man kann sagen „ich möchte mich gerne überraschen lassen, ich möchte mich gerne einer bestimmten Sache zuwenden, ich möchte das Papier unter der Hand fühlen, ich möchte das Geräusch des Stiftes hören, ich möchte spüren, wie sich der Druck meiner Hand verändert und mit ihm der Ausdruck meiner Linien.“

Statt „ich möchte gerne zeichnen“ kann man auch sagen, „ich möchte mich gerne über ein randvolles Skizzenbuch freuen, ich möchte mich gerne verbinden, mit dem, was mich umgibt, ich möchte gerne etwas Unvorhersehbares entstehen lassen, ich möchte genießen, ich möchte staunen, ich möchte mich wundern, mich verlieben.“

All diese Gefühle und Erlebnisse sind es, die uns das Zeichnen wertvoll machen.
Wenn wir uns aufs Zeichnen freuen, freuen wir uns in Wirklichkeit auf diese Fülle von Möglichkeiten und neuen Erfahrungen, die uns das Zeichnen bietet.
Wenn wir uns darüber im Klaren sind, lassen wir uns, sobald wir den Stift in die Hand nehmen, das Zeichnen nicht mehr vermiesen.

Ach ja, stimmt, beim Zeichnen entstehen Zeichnungen.
Wenn wir uns dafür entscheiden, das Zeichnen in dieser ganzen Fülle zu erleben, werden unsere Zeichnungen voller Leben sein.

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Der geheime magische Trick der Zeichner

 

TulpeÜber das Folgende spricht kaum ein Zeichner.
Entweder ist es ihnen ein bisschen peinlich, weil sie selbst nicht so genau wissen was sie da tun und sie sich den Vorgang und den Effekt nicht erklären können oder sie tun es unbewusst und merken es schon gar nicht mehr.
Ich spreche von einer ganz kleinen, von einem Außenstehenden kaum wahrzunehmenden Geste, die der Zeichner ausführt, bevor er mit dem Zeichnen beginnt.Sobald man ein Motiv ins Visier genommen und einen allerersten Blick darauf geworfen hat, in diesem kurzen Moment, bevor man den Stift tatsächlich aufsetzt, streicht man mit der Hand an der Stelle über das Papier, wo die Zeichnung entstehen soll.

Das geschieht ganz rasch und wie nebenbei, fast wie zufällig und doch wird durch diese kleine Geste etwas sehr Machtvolles in Gang gesetzt.

Mit dieser Handbewegung, mit diesem flüchtigen Streichen über das Papier, stellt der Zeichner die geistige Verbindung her zwischen sich, dem Papier und dem Motiv. Es wird eine Art Pakt geschlossen.
Der Zeichner verpflichtet sich, sich dem Motiv ganz hinzugeben, sich ihm unterzuordnen und das Zeichnen so geschehen zu lassen, wie das Motiv es in diesem Moment erfordert.
Mit dieser Geste wird ein Tor geöffnet, wird das noch Unsichtbare eingeladen, sichtbar zu werden.

Der Zeichner berührt das Papier und auf geradezu magische Weise entsteht in diesem Moment die Zeichnung. Noch bevor sie gezeichnet wurde, nimmt sie, für das physische Auge noch nicht sichtbar, schon auf der geistigen Ebene Gestalt an.

Der Zeichner muss die Zeichnung jetzt eigentlich nicht mehr zeichnen im herkömmlichen Sinne von „wie fange ich an“, er muss jetzt nur noch die im Unsichtbaren wartende Zeichnung sichtbar werden lassen.
Der Zeichner erlebt dann das Zeichnen, als würde es wie von selbst geschehen und er, der Zeichner nimmt scheinbar keinerlei Einfluss darauf, wie sich der Stift übers Papier bewegt.

Die Magie dieser Geste entfaltet sich selten bei einer ersten Zeichnung, auch nicht immer bei der zweiten oder dritten, und doch ist es nötig, schon bei diesen, diese „magische“ Geste auszuführen.
Erst, wenn man sie nicht mehr zählt, geschieht es, dass Zeichnungen entstehen, die gezeichnet zu haben, man sich später nicht erinnern kann.

Selbstverständlich erlebt man diese magischen Momente nicht, wenn man glaubt, man müsse sich beim Zeichnen einen abbrechen, um einigermaßen etwas hinzubekommen und man deshalb durchgehend mit sich selbst im Clinch liegt.

Nein, das erlebt man nur, wenn man dem Zeichnen vertraut, sich vorurteilslos ins Zeichnen fallen lässt und man wirklich bereit ist das Zeichnen als etwas völlig Unvorhersehbares, Überraschendes und Wundervolles zu erleben.